JOBVERDE: Christoph Boswyk, stell dich doch bitte einmal kurz persönlich und deine berufliche Arbeit vor.
CHRISTOPH BOSWYK: In meiner Praxis in Bretten arbeite ich seit 9 Jahren als Therapeut und Berater und biete systemische Einzel-, Paar-und Familientherapie, systemische Beratung, systemisches Coaching, systemische Supervision, systemische Psychotherapie (HeilprG), neurosystemische Beratung und Hypnosetherapie an. Die systemische Arbeit unterscheidet sich dahingehend von anderen Ansätzen der Psychotherapie, dass sie nicht nur das Individuum in den Blick nimmt, sondern auch das soziale System, in das es eingebettet ist (Familie, Job, Schulklasse etc.). Aus systemtheoretischer Sicht wird davon ausgegangen, dass jedes Verhalten eines Menschen in seinem Kontext Sinn ergibt und keine vom Kontext losgelösten Eigenschaften einer Person existieren.
Da ich andere Psychotherapieverfahren (NLP, Verhaltenstherapie, Psychoanalyse etc.) je nach Störungsbild bzw. Thema für gleichermaßen geeignet halte, arbeite ich in meiner Praxis nach einem integrativen Ansatz. Wichtig ist mir, immer evidenzbasiert zu sein. www.boswyk.de
Welche Rolle wird das Thema „Work Life Balance" in 2025 für die Kandidat*innen und die Arbeitgeber spielen?
Das Thema Work-Life Balance wird weiterhin eine große Rolle spielen. Durch den großen Fachkräftemangel arbeiten Menschen zum einen oft mehr, um zu kompensieren, und zum anderen arbeiten Menschen immer entgrenzter, d.h. Privatleben und Arbeitsleben vermischen sich, was zur Folge hat, dass das gesunde Ausbalancieren eine große Herausforderung für viele ist. Immer häufiger begegnen mir in der Praxis Menschen mit klassischen Stressfolgeerkrankungen, Burnout- Symptomen, Depressionen und Erschöpfungszuständen. Die Arbeitgeber*innen sind gleichermaßen konfrontiert mit dem Personalmangel, was nicht selten existenzielle Ängste auslöst und eine gesunde Work-Life Balance kaum zulässt. In meinen Supervisionen habe ich immer häufiger mit Teamthemen zu tun, weil ein unterschiedlicher Umgang mit der Work- Life Balance Dynamik auslösen kann. Generation Z hat zum Teil eine anders gewichtete Work-Life Balance, als Generation X und Y. Auch Arbeitgeber*innen müssen lernen auszuhalten, dass sich die Identifikation mit dem Betrieb, der Einrichtung, der Organisation verändert und sich der Schwerpunkt klar in Richtung Life bewegt.
Wie sieht aus deiner Sicht eine zeitgemäße Form von „Work Life Balance" aus?
Wie eine gesunde Work-Life Balance aussieht, ist hoch individuell und wohl eine Frage, die jeder für sich selber beantworten muss. Was wir heute allerdings mit ziemlicher Sicherheit sagen können ist, dass Menschen, die über längere Zeiträume ein hohes Stressaufkommen haben, früher oder später erkranken (körperlich oder psychisch). Der Mensch ist grundsätzlich ausgelegt auf Stress, es braucht nur genauso Regeneration und diese haben bzw. gönnen sich viele Menschen nicht. Wenn ich mich in meinen Pausen oder in meiner Freizeit mit meinem Smartphone beschäftige, sollte ich mir im Klaren darüber sein, dass das Hirn auf Hochtouren arbeitet. Viele Menschen schlafen zu wenig, arbeiten zu viel und es bleibt kaum Zeit zur Regeneration. Genauso heißt eine quantitativ „gute“ Work- Life Balance nicht, dass es Menschen dadurch besser geht, denn die Life- Herausforderungen können genauso stressen und krank machen. Um eine gesunde Work-Life Balance zu erreichen, sollten Menschen ein kontinuierliches Stressmanagement betreiben und zuerst einmal herausfinden, was Stress auslöst. Wer es schafft, sich eine hohe Sensibilität für Körper und Psyche anzueignen, der hat große Chancen, sich eine Work-Life Balance zu schaffen, die nicht nur wenig stresst, sondern im besten Fall auch glücklich macht.
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