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Frohes Schaffen

„Frohes Schaffen“ ist das Leitmotiv von if5, einem Beratungs- und Planungsunternehmen, welches sich unter anderem dem Thema neue Arbeitswelten annimmt.

„Frohes Schaffen“ ist das Leitmotiv von if5, einem Beratungs- und Planungsunternehmen, welches sich unter anderem dem Thema neue Arbeitswelten annimmt.

11.06.2015

JOBVERDE.de: Herr Fels, Sie sind Gründer des Beratungs- und Planungsunternehmens if5. Ihr Kernthema sind die neuen Arbeitswelten. Welche sind das aktuell?


BERND FELS: Ach wo fange ich an. Es geht im Kern um die Frage, wie „Frohes Schaffen“ – das Leitmotiv von if5 anders arbeiten - umgesetzt werden kann. Spaß an der Arbeit auf der einen Seite und auf der anderen Seite den Job effektiv und effizient verrichten. Die Herausforderung hierbei: Die immer „bunter“ werdenden Bedürfnisse des Menschen mit den Unternehmenszielen zu vereinbaren. Typische Fragen, die es zu beantworten gilt, sind hierbei: Muss ich noch jeden Tag zu einer festen Uhrzeit im Büro erscheinen? Welche Flächen und Services unterstützen die Arbeit der Zukunft? Und wie kann ich eine Arbeitskultur im Unternehmen etablieren, die dazu führt, dass alle Beteiligten den größtmöglichen Nutzen daraus ziehen können.

JV: Aus welchen Branchen kommen Ihre Auftraggeber und welche Anforderungen werden an Sie gerichtet?


Der Branchenmix unsere Auftraggeber ist so bunt wie die dort arbeitenden Mitarbeiter. Von der öffentlichen Verwaltung, dem großen Mittelständler bis zum Konzern sind alle vertreten. Das Thema Neue Arbeitswelten bewegt nicht nur die „Googles dieser Welt“, sondern es ist überall angekommen. Unserer Aufgabe oder unser Selbstverständnis ist es mit Firmen eine Vision über die Zukunft der Arbeit und des Büros zu entwickeln und hierbei einen eigenen Weg zu gehen. Das bloße kopieren der „Googlewelt“ ist hierbei ebenso wenig zielführend wie die „Raumschiff Enterprise-Vision“. Umsetzungsfähige, realistische Visionen zu erarbeiten ist unsere Aufgabe. Das kann von kleinen bis großen Maßnahme reichen, je nachdem wie weit unser Auftraggeber springen möchte.

Sie sind Diplom Volkswirt. Welche Themenfelder Ihres Studiums können Sie heute noch gut gebrauchen?


Diese alle aufzulisten würde den Rahmen sprengen. Als Volkswirt ist man Generalist und dass ist für unseren Job auch immens wichtig, da wir viel mehr als Moderator / Veränderungsberater agieren, denn als Organisationsberater oder Büroplaner. Zwei Dinge möchte ich aber dennoch verraten: mit einer volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung oder anderen zahlenorientierten Berechnungen kommen wir nicht wirklich weiter, da die Komplexität der Zusammenhänge nur noch schwer vorhersehbar und händelbar ist. Ich glaube an die individuelle Nutzenmaximierung jedes Einzelnen Individuums. Bezogen auf eine Neue Arbeitswelt bedeutet dies, dass der Glaube an die intrinsische Motivation jedes Einzelnen die Grundlage für wirtschaftlichen Erfolg in einer zunehmend wissensbasierten Arbeitswelt ist. Diejenigen Entscheidungsträger, die Glauben nicht nur die Aufgaben, sondern auch die Art und Weise der Arbeitsverrichtung vorgeben zu können (wann, wie und wo Arbeit zu erledigen ist) werden es im Sinne von Arbeitgeberattraktivit in einer Neuen Arbeitswelt zunehmend schwerer haben.

Ihre Initiative 3rd-Places geht über das Home-Office hinaus, inwiefern nämlich?


Die Theorie der 3rd-Places von Ray Oldenburg besagt, dass es neben dem Firmenbüro (2nd-Place), dem Zuhause (1st-Place = Home-Office) auch 3rd-Places einen wichtigen Ort für das Funktionieren einer Gesellschaft einnimmt. Ein Ort wo man gerne hingeht und wo der informelle Austausch im Vordergrund steht. Übertragen auf die Arbeitswelt sind es insbesondere Coworking-Spaces, die die Kriterien eines 3rd-Place erfüllen. Nutzen statt besitzen, mehr Mit- als Nebeneinander in einem informellen Umfeld arbeiten sind typische Charakteristika. Bisher haben im deutschsprachigen Raum eher Freelancer, Kreative und Kleinstunternehmen in Hinterhöfen diese wunderbare Art der Zusammenarbeit für sich entdeckt. Firmen haben bisher nur in Einzelfällen diese Coworking-Spaces getestet. Mit der Inititative 3rd-Places haben wir die Zielsetzung, 3rd-Places als Ergänzung zum Firmenbüro salonfähig zu machen. Speziell für Firmen wurden Ideen entwickelt, wie die „alte und neue Ökonomie“ zusammenarbeiten können. Das Format nennt sich „Stattbüro“. Aber auch andere Formate wie das „Dorf-/ oder auch Pendlerbüro“, das „Eckbüro“ in dem sich Firmen gegenseitig die Bürotüren öffnen gehören beispielsweise dazu. Die Initiative hat übrigens seinen Standort seit Juni nun im OffX in Berlin, dem ersten Stattbüro der Welt man so will.

Inwieweit passt die Erwartungshaltung der Arbeitnehmer an einen Arbeitsplatz mit der der Arbeitgeber zusammen? Soll heißen, sind die Menschen in Deutschland im Schnitt mit Ihren Büros/Arbeitsplätzen zufrieden?


Es ist schon komisch, wenn wir in Unternehmen unterwegs sind. Umfrageergebnisse in Firmen zeigen häufig, dass man mit dem Büro zufrieden ist. Stellt man jedoch die richtigen Fragen, dann ist häufig ein großes Delta zwischen Wunsch und Wirklichkeit zu erkennen. Wir haben eine Methode entwickelt, welche sich „kwd5“ nennt. Können, wollen, dürfen zu 5 Megatrends mit jeweils 2 Fragen ist der Inhalt der annoymmisierten Mitarbeiterumfrage zum Thema Neue Arbeitswelten, die nach Alterskohorten ausgewertet wird. Hier ein Beispiel: können, wollen, dürfen Sie außerhalb des Büros arbeiten? Gerade beim wollen und dürfen gibt es durchaus Unterschiede.

Wie können sich Unternehmen bei der Arbeitsplatzgestaltung schnell und einfach auf neue Generationen mit neuen Ansprüchen einstellen?


Schnell und einfach geht in der eigenen „muffigen Konzernzentrale“ – wenn dies der Fall ist – nicht. Das Stattbüro, dass OffX ist ein Ort, der von jetzt auf gleich nutzbar ist, zum „üben“, „nutzen“, „testen“, „fühlen“ und danach zum Bewerten. Führen Sie dann noch im Vorfeld hierzu einen Visionsworkshop durch, dann haben Sie eine gute Grundlage für den erfolgreichen Einstieg in eine Neue Arbeits- und Bürowelt. Übrigens ist diese Vorgehensweise nicht nur für neue Generationen geeignet. Denn die Ergebnisse der kwd5-Methode zeigen, dass es alte Junge und junge Alte gibt.

Ein moderner Arbeitgeber bietet seinen Mitarbeitern heute welche Arbeitsplatzmodelle?


„Bunte“.

Kann man sagen, welche Arbeiten man besser im Firmen-Büro und welche eher im Home-Office erledigen sollte?


Das Firmenbüro wird Tendenz zur Kommunikationszentrale, zum „Spiegel der Marke und der Unternehmenskultur“. Das „Home-Office“ ist der Rückzugsort!? Kann sein, muss aber nicht, da beispielsweise die Lebenssituation dagegen spricht. Zudem fehlt häufig die Erlebnis- und Aufenthaltsqualität. Diese können Sie wiederum im 3rd-Places erhalten, genauso wie die Rückzugsmöglichkeit für konzentriertes Arbeiten.

Ihr Ausblick auf die nächsten Jahre. Wie wird sich der Arbeitsplatz in Deutschland verändern?

Die Vielfältigkeit wird zunehmen. Der vermehrt orts- und zeitflexible Mitarbeiter wird entsprechend seiner Arbeitsaufgabe und seiner Lebenssituation das für ihn richtige Arbeitsumfeld insbesondere in 2nd und 3rd-Places nutzen. Diese Autonomie wird durch Phasen der – nennen wir es altmodisch – Präsenzphasen durchbrochen, wo die Face-to-Face-Kommunikation vor Ort die virtuelle Zusammenarbeit bereichert.



Kommentare
Natascha Bergen
12.06.2015
Ich finde diese Herangehensweise toll. Es schafft einen Rahmen für das kreatieve, Autonome und abwechslungsreiches Handeln von ArbeitnehmerInnen.

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