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Jobstabilität statt Titel: Der Wandel auf dem Arbeitsmarkt

Jobwechsel aus Karrieregründen verlieren an Bedeutung – Sicherheit und Weiterbildung rücken in den Fokus. Die neue softgarden-Studie zeigt, was Bewerbende heute wirklich wollen und wie sich Unternehmen darauf einstellen sollten.

Jobwechsel aus Karrieregründen verlieren an Bedeutung – Sicherheit und Weiterbildung rücken in den Fokus. Die neue softgarden-Studie zeigt, was Bewerbende heute wirklich wollen und wie sich Unternehmen darauf einstellen sollten.

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16.06.2025, Foto: unsplash/Magnet Me

Die neue softgarden-Studie zeigt: Auf dem deutschen Arbeitsmarkt dreht sich der Wind. Immer weniger Menschen bewerben sich aus Karriereambitionen – Sicherheit und Stabilität rücken in den Fokus. Selbst die Bereitschaft zum Umzug steigt wieder, wenn der Job dafür langfristige Perspektiven bietet. Weiterbildung wird zur Schlüsselfrage, um in unsicheren Zeiten zukunftsfähig zu bleiben. Doch das Modell des lebenslangen Arbeitgebers hat weitgehend ausgedient. Welche Wünsche Bewerbende heute wirklich haben – und was das für Unternehmen bedeutet – zeigt der Beitrag.

Von der Joboptimierung zum Sicherheitsbedürfnis: Wie sich die Wünsche von Bewerbenden verändern

Der Arbeitsmarkt ist in Bewegung – und mit ihm auch die Erwartungen der Bewerbenden. Eine aktuelle Umfrage des Recruiting-Spezialisten softgarden, an der von Februar bis April 2025 über 5.400 Bewerbende teilnahmen, zeigt eine spürbare Trendwende: Die Phase der stark kandidatenorientierten Arbeitsmärkte scheint sich abzuschwächen. Statt primär auf Selbstverwirklichung und Optimierung der Karriere zu setzen, rücken für viele Bewerber:innen nun Themen wie Stabilität, Sicherheit und Weiterbildung in den Vordergrund.

Rückläufige Joboptimierung und gestiegene Umzugsbereitschaft

Ein zentrales Ergebnis der Umfrage: Der Anteil der sogenannten Joboptimierer – Menschen, die sich aus dem Wunsch nach Verbesserung beruflich verändern – sinkt. Anfang 2024 lag ihr Anteil bei 67 %, aktuell sind es nur noch 65,5 %. Gleichzeitig zeigen sich mehr Menschen offen für tiefgreifende Veränderungen: Während im Vorjahr noch über die Hälfte (51,7 %) einen berufsbedingten Umzug kategorisch ausschloss, sind es nun nur noch 46,6 %. Die Bereitschaft, für den Job größere Veränderungen im Privatleben in Kauf zu nehmen, wächst also wieder.

Foto: softgarden

Stabilität statt Sprungbrett: Die neue Erwartung an Arbeitgeber

Vor dem Hintergrund multipler Krisen und wirtschaftlicher Unsicherheiten wird Beschäftigungssicherheit zur zentralen Anforderung an Arbeitgeber. 50,9 % der Befragten bezeichnen „langfristige Jobstabilität“ als „sehr wichtig“, weitere 44,7 % als „wichtig“. Besonders hoch ist dieser Wert bei Menschen mit einfacher Schulbildung (58,5 %), aber auch bei Akademiker:innen steht Sicherheit mit 45,4 % ganz oben auf der Wunschliste. Über die Hälfte (53,9 %) der Befragten gibt sogar an, für einen stabilen Arbeitsplatz auf Gehalt verzichten zu wollen. Trotzdem ist das Modell des „Lebensjobs“ nur noch für eine Minderheit attraktiv: Nur 28 % aller Befragten wünschen sich einen einzigen Arbeitgeber bis zur Rente. Menschen mit niedrigerem Bildungsabschluss bilden hier die Ausnahme – 42,5 % favorisieren noch den „lebenslangen Arbeitgeber“, während es bei Akademiker:innen nur 18,9 % sind. Der Mittelweg dominiert: 52 % der Bewerbenden sehen einen Wechsel alle fünf bis zehn Jahre als optimal, während nur 20 % häufige Jobwechsel als attraktiv empfinden.

Vertrauen in den öffentlichen Dienst – private Unternehmen abgeschlagen

Wem trauen Bewerbende am meisten Stabilität zu? Klarer Spitzenreiter ist der öffentliche Dienst: 47,7 % sagen, er stehe für sichere Arbeitsverhältnisse. Private Unternehmen tun sich hier deutlich schwerer: Kleinbetriebe erreichen nur 13,3 %, Aktiengesellschaften sogar nur 12,6 % Zustimmung bei dieser Frage. Auch Weiterbildung wird zur Schlüsselressource: Ein weiteres zentrales Ergebnis der Umfrage: Weiterbildung gewinnt massiv an Bedeutung. Über 53 % der Befragten sehen Fortbildungsangebote als sehr wichtig für eine langfristige Bindung an den Arbeitgeber, weitere 40,6 % als wichtig. Besonders gefragt sind kompakte Formate: 45,4 % setzen auf kurze Seminare, 34,8 % auf selbstgesteuertes Lernen über Podcasts, Videos oder Fachliteratur. Eine längere Fortbildung über sechs Monate oder mehr ist nur für 24,5 % realistisch. Auch das Thema Künstliche Intelligenz spielt bei den Zukunftsplänen vieler eine Rolle: 35,1 % der Befragten planen, sich in den nächsten fünf Jahren gezielt in diesem Bereich weiterzubilden. Bei Akademiker:innen liegt dieser Anteil mit 43,9 % deutlich höher als bei Menschen mit einfachem Schulabschluss (26,2 %). Auch Männer (38,6 %) zeigen mehr Interesse an KI-Weiterbildungen als Frauen (31,3 %).

Foto: unsplash/Headway

Fazit: Neue Strategien für Arbeitgeber gefragt

Die Ergebnisse der softgarden-Studie machen deutlich: Die Zeiten, in denen Arbeitgeber vor allem mit Gehalt, Karrieretitel und Benefits punkteten, sind vorbei. Sicherheit, Verlässlichkeit und Weiterbildung sind die neuen Schlüsselthemen im Recruiting. Wer langfristig gute Talente binden will, sollte klare Perspektiven schaffen, Weiterbildung fördern und Vertrauen aufbauen – nicht nur mit Worten, sondern durch nachweisbare Maßnahmen.

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