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Nachhaltige Arbeitgeber*innen

"Ein bunt gemischtes Team, ist ein starkes Team" - Arbeiten bei Avocadostore

INTERVIEW | Das Angebot an nachhaltigen Produkten bei Avocadostore ist vielseitig. Genauso vielseitig wie dort zu arbeiten. Erfahre hier mehr über den nachhaltigen Online Shop als Arbeitgeber.

INTERVIEW | Das Angebot an nachhaltigen Produkten bei Avocadostore ist vielseitig. Genauso vielseitig wie dort zu arbeiten. Erfahre hier mehr über den nachhaltigen Online Shop als Arbeitgeber.

Mehr zu den Themen:   onlineshop arbeitgeber fair und sozial
24.09.2020 | Ein Interview geführt von Tabea Dammann und Fenja Zingsheim

Wie arbeitet ein erfolgreicher Online Shop? Avocadostore ist aus der Nachhaltigkeitsbranche nicht mehr wegzudenken. Dabei sind ihre 10 Nachhaltigkeitskriterien nicht nur bei der Auswahl der Produkte unabdingbar. Mimi Sewalski, Geschäftsführerin von Avocadostore, ist es ebenso wichtig, dass das Unternehmen fair & sozial aufgestellt ist. Wie das gelingt, erfährst du im heutigen Interview. 

 

JOBVERDE: Avocado Store ist derzeit einer der bekanntesten Online Stores für nachhaltige Produkte in Deutschland. Wie lautet Eure Mission?

Mimi Sewalski, Geschäftsführerin Avocadostore: Unsere Gründungsidee war es, den vielen verschiedenen nachhaltigen Firmen eine Plattform zu bieten, auf der diese einfach und risikolos online verkaufen können. Gleichzeitig wollten wir dem Endverbraucher eine Adresse bieten, wo er für jedes herkömmliche Produkt eine nachhaltige Alternative findet und sofort sieht, warum das Produkt nachhaltig ist. Wenn man es in einem Satz sagen möchte, wäre dieser: Wir wollten eine Art grünes Amazon schaffen. Heute verkaufen über 950 Anbieter bei uns (die übrigens oft auch ein Ladengeschäft haben) mehr als 260.000 grüne Produkte. 

Das bedeutet natürlich viel Arbeit. Wie viele Mitarbeiter*innen beschäftigt Ihr und was sind die Jobbilder?

Während wir zu den Anfangszeiten eher Generalisten im Team waren, d.h. jeder von uns musste mehrere Aufgaben erledigen und die Jobbeschreibungen waren übergreifend, haben wir heute 43 Mitarbeiter*innen aus den Bereichen Einkauf, Online Marketing, Social Media, Backoffice, Software-Entwicklung (unser Marktplatz ist selbst gebaut), Händlerbetreuung, Kundenservice und Payment, darunter sowohl Generalisten, Quereinsteiger aber auch Spezialisten. 

Worauf legst Du als Arbeitgeberin Wert?

Mir ist es wichtig, dass trotz evtl. Stressphasen oder Probleme, immer ein Arbeitsklima herrscht, bei dem man gerne zur Arbeit kommt und sich sicher fühlt, auch mal Kritik auf Augenhöhe zu äußern oder Fehler einzugestehen. Ich habe einige Jahre in Israel gelebt und dort ist es so, dass Fehler akzeptierter sind und im beruflichen Kontext sogar wichtig sind. Ein*e Unternehmer*in, die/der dort nicht über Fehler spricht, gilt als nicht erfahren. Übertragen auf ein Team finde ich, dass ja alle von den Fehlern der anderen und auch durch die eigenen Fehler etwas lernen.

Ihr habt strenge Nachhaltigkeitskriterien in der Auswahl der Produkte, die Ihr anbietet - Wie lauten diese?

Wir haben 10 Nachhaltigkeitskriterien aufgestellt, die bei uns ja nicht nur für Mode oder Ernährung, sondern für alle Kategorien anwendbar sein müssen, also auch Kosmetik, Wohnen, Putzmittel usw.. Jedes unserer Produkte muss mindestens einem dieser Kriterien entsprechen. Wir zeigen allerdings nicht nur, welches Kriterium erfüllt ist, sondern schreiben dazu für den Kunden auch eine Erklärung, warum es erfüllt ist. Transparenz ist hier der Schlüssel, denn Nachhaltigkeit ist ein sehr schwammiger Begriff und wird oft sehr subjektiv ausgelegt. Für den einen ist ein maßgeschneiderter Lederschuh ein sehr nachhaltiges Produkt, für jemanden, der auf vegane Schuhe achtet, käme so ein Schuh nicht in den Warenkorb. Wir wollen dem Kunden auf unserer Seite möglichst viele Infos geben und ihm die Entscheidung, ob etwas nachhaltig ist, selbst überlassen. Deswegen gibt es bei jedem Produkt übrigens auch die Möglichkeit, Rückfragen an den/die Anbieter*in zu stellen oder Feedback zu äußern. Unsere zehn Kriterien sind: „Made in Germany“, „haltbar“, „Rohstoffe aus Bioanbau“, „Cradle to Cradle“, „recycelt/recyclebar“, „schadstoffreduzierte Herstellung“, „fair und sozial“, „vegan“, „Co2-sparend“ und „ressourcenschonend“.   Immer unter der Maxime, dass das Produkt eine nachhaltige Alternative darstellt. 

Die Nachhaltigkeit spiegelt sich auch in der Schaffung fairer Löhne in den Produktionsländern wider. Für wie wichtig ordnest Du faire Arbeitsbedingungen bei Avocadostore ein und wie setzt Ihr diese um?

Fair misst sich nicht nur in fairen Gehältern, z.B. von Männern und Frauen in gleichen Positionen, sondern spiegelt sich auch in den Chancen und Strukturen eines Unternehmens wider.  Während ersteres heute eigentlich selbstverständlich sein sollte, ist letzteres in der Umsetzung schon wieder anspruchsvoller. Wenn wir also z.B. eine Praktikantin nach dem Praktikum fest einstellen, übernehmen wir in diesem Moment auch die Verantwortung, ihr zu helfen, sich optimal weiterzuentwickeln und den richtigen Platz im Unternehmen zu finden. Dazu gehört auch, dass man gemeinsam lernt, Stärken und nicht nur Schwächen findet und auch mal die Möglichkeit gibt, sich auszuprobieren. Gleichzeitig steht ein faires Unternehmen auch für Transparenz und gute Kommunikation. Und das ganz unabhängig von Hierarchieebenen. Also egal, ob Holacracy, Büro ohne Chefs und ohne Hierarchien oder Zwischenebenen oder eben das klassische Unternehmensmodell: ich glaube, dass alle fair sein ein können, indem die Mitarbeiter*innen über Ziele und Strategien Bescheid wissen, alle an einem Strang ziehen und sich gemeinsam für „die Sache“ einsetzen. Hier haben natürlich Social- und Green Startups einen großen Vorteil, weil sie von Beginn an, Transparenz und Sinn in der Unternehmens-DNA manifestiert haben.

Was tut Ihr in im Hamburger Büro noch, um das Team zu stärken?

Dieses Interview findet ja nach mehr als 4 Monaten Homeoffice statt, so dass ich bereits sagen kann, dass operativ Homeoffice bei uns gut funktioniert, sehr gut sogar, aber es trotzdem eine starke Belastung für das Teamgefühl ist. Wir haben einmal die Woche ein Meeting mit allen zusammen, telefonieren auch mal, anstatt nur alles online zu erledigen und nutzen Tools, wie z.B. Slack, die es uns ermöglichen viel und schnell zu kommunizieren. Unter normalen Umständen nehmen wir uns übrigens auch viel Zeit für Kommunikation und als Geschäftsführung sind mein Kollege Herr Junkermann und ich sehr offen und transparent, was unsere Entscheidungen angeht. Als schnell gewachsenes Team hinterfragen wir viel, also z.B. wenn wir merken, dass ein Meeting Format nicht mehr gut klappt, überlegen wir, warum nicht, und ob wir ein neues Format benötigen. Solche Überlegungen können viel Zeit beanspruchen, die ist es aus meiner Sicht aber auch wert. Eine feine Nuance sollte dabei beachtet werden: Kommunikation um der Kommunikation willen bringt nichts, das „wie“ ist entscheidend. Auch hier lassen wir z.B. unsere Teamleads sich in Coaching weiterbilden, damit sie lernen, gut zu kommunizieren. 
Auch arbeiten wir mit agilen Methoden, wie z.B. Scrum und bald auch mit OKR (Objective Key Results), diese helfen allen, den Überblick zu behalten und mit der richtigen Priorität an den wichtigen Themen zu arbeiten.

Auch wenn Ihr dem Team bereits viel Förderung garantiert - Welches Knowhow sollten Interessierte für die Mitarbeit im Team sonst noch mitbringen?

Das kommt ganz auf die Stelle an. Während wir früher eher Generalisten gebraucht haben, sind wir jetzt gut durchmischt und haben auch einige Spezialist*innen im Team. Generell gesprochen, suchen wir Leute, die gut beobachten können, sich auch trauen, diese Beobachtungen auszusprechen und Lust haben auf eine dynamische Umgebung. Aufgrund unseres Wachstums haben wir auch nach 10 Jahren noch Startup-Feeling, aber auch teilweise schon festere Strukturen. Das ist nicht für jeden etwas, weil man selbst gegebenenfalls auch Flexibilität mitbringen sollte.  Wir haben auch ein paar totale Quereinsteiger bei uns, die genauso gut wie die Spezialist*innen zu uns passen. Letztendlich ist ein bunt gemischtes Team immer ein starkes Team.

Gibt es personaltechnisch Visionen? Wenn ja, wie sehen diese aus?

Tatsächlich haben wir noch keine Personalabteilung, sondern machen die Einstellungen momentan noch als Geschäftsführung mit unseren Teamleads. Dann haben wir noch eine tolle Kollegin, die sich um das Onboarding und die Kommunikation mit der externen Lohnbuchhaltung kümmert. Schön wäre es, wenn wir dafür eine Stelle schaffen, die sich auch um Weiterentwicklung und Weiterbildung kümmert und auch Ansprechpartner*in rund um das Thema „Feel good“ ist. Dazu gehören Teamevents, aber vielleicht auch innovative Ideen. Bei 40 Mitarbeitern*innen merken wir, dass wir mehr Zeit in das Thema investieren möchten. Wir planen außerdem personaltechnisch gerne so weiter zu wachsen wie bisher und die bestehenden Bereiche mit Kollegen*innen noch zu verstärken und neue Bereiche ausbauen. 

 

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Bildquellen: Avocadostore und Pexels



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