Soziale Gerechtigkeit, besonders in Hinblick auf Bildung, ist eine essenzielle Voraussetzung für eine inklusive Gesellschaft. Jedes Kind sollte unabhängig von seiner Herkunft und finanziellen Situation gleiche Chancen auf qualitativ hochwertige Bildung haben. Bildung ermöglicht nicht nur individuelle Entfaltung, sondern ist auch der Schlüssel zur Förderung von Potenzialen und zum Abbau sozialer Ungleichheiten. Engagiertes Eintreten für soziale Gerechtigkeit und die Überwindung von Bildungsbarrieren sind entscheidend, um eine gerechtere und zukunftsfähigere Gesellschaft aufzubauen.
Mit dem Motto “Für mehr Gerechtigkeit für alle” hat es sich Viva Equality zum Ziel gemacht, Familien dabei zu unterstützen, die Bildungschancen ihrer Kinder zu verbessern. Mit Aktionen wie dem Librileo-Projekt oder der BuT-Beratung engagiert sich Viva Equality ganz aktiv für mehr Bildung. Viva Equality knüpft zudem Netzwerke mit anderen Organisationen, um soziale Gleichstellung zu fördern. Neben den bereits genannten Projekten hat Viva Equality die Agentur Makiko gegründet, um ihr Wissen mit anderen NGOs zu teilen. Im Gespräch mit Gründungsmitglied Sarah Seeliger haben wir mehr über die vielen Initiativen und die Vision von Viva Equality erfahren.
JOBVERDE: Liebe Sarah, du bist Gründungsmitglied von Viva Equality. Kannst du uns einen kurzen Überblick darüber geben, was ihr genau macht?
Sarah Seeliger: Unser wichtigstes Ziel: soziale Gerechtigkeit, vor allem für junge Menschen! Deshalb wollen wir Familien dabei unterstützen, die Bildungschancen ihrer Kinder zu verbessern. Begonnen haben wir damit 2016 mit unserem Leseförderprogramm Librileo. Wir haben Buchboxen entwickelt, die regelmäßig an Familien geschickt werden, bestehend aus einem Kinderbuch, einem kleinen Ratgeber und einem Spiel – alles angepasst an das jeweilige Alter und die Entwicklungsphasen der Kinder. Zusätzlich dazu veranstalten wir digitale Lesestunden, um die Freude am Lesen zu fördern.
Ein weiteres wichtiges Projekt ist die BuT-Beratung. Unsere Mitarbeiterinnen bieten eine niedrigschwellige telefonische Beratung auf Deutsch, Englisch, Türkisch, Arabisch und Russisch zum Bildungs- und Teilhabepaket an. Das BuT besteht bereits seit über 11 Jahren und könnte einen wichtigen Beitrag leisten, die Chancen junger Menschen aus armutsgefährdeten Familien zu verbessern. Allerdings nehmen weniger als 30% der berechtigten Personen diese Leistungen in Anspruch, unter anderem weil die bürokratischen Hürden so hoch sind. Um dies zu ändern, knüpfen wir Netzwerke mit Anbieter*innen, kooperieren mit Städten und Gemeinden und beraten Familien telefonisch.
Und dann haben wir noch eine ungewöhnliche Art der Agentur gegründet: Mit Makiko haben wir es uns zum Ziel gesetzt, Agenturleistungen zu solidarisieren – wir geben unser Wissen und unsere Erfahrung an andere Non-Profit-Organisationen weiter, transparent, auf Augenhöhe und zu fairen Konditionen.
Auf eurer Website heißt es, ihr seid bereit, die Welt zu verändern. Mit welcher Vision habt ihr Viva Equality gegründet und was steckt hinter dem Namen?
Viva Equality repräsentiert unser Motto, denn wir leben für soziale Gleichstellung und Gleichberechtigung. Was wir wollen: Mehr Gerechtigkeit, für alle. Den Namen Viva Equality haben wir als unseren neuen Dachnamen allerdings erst in diesem Jahr (2023) etabliert. Zuvor war unsere gemeinnützige Organisation unter dem Namen “Librileo gemeinnützig” bekannt. Durch die wachsende Zahl an Projekten und Themen, die über die ursprüngliche Leseförderung hinausgehen, brauchten wir einen neuen, übergreifenden Titel.
In unseren Projekten Librileo (Vorleseclub für Kinder), BuT-Beratung (telefonische Beratung und Begleitung von Familien) und Makiko (Solidarisierung von Agenturleistungen) ist Viva Equality natürlich auch stets unser Leitfaden.
Viva Equality setzt sich für mehr Gerechtigkeit für alle ein (Bild: Viva Equality).
Zu euren verschiedenen Projekten gehört u.a. das Bildungs- und Teilhabepaket. Das BuT ist eine zusätzliche finanzielle Unterstützung, die Familien mit geringem Einkommen helfen soll. Warum braucht es die BuT-Beratung?
Vor allem: Weil das BuT furchtbar kompliziert und bürokratisch ist – und viele Familien gar nicht wissen, dass es das BuT gibt oder sie Anspruch darauf haben. Das wollen wir ändern. Wir versuchen deshalb, Familien in finanziell schwierigen Lebenslagen zu unterstützen. Wir beraten sie in ihrer Muttersprache und helfen ihnen, das ganze System zu verstehen und die Gelder zu beantragen. Durch die Leistungen des BuT können sie für ihre Kinder Ausgaben wie Klassenfahrten, Nachhilfe, Vereinsgebühren usw. erstattet bekommen. Allein für Teilhabe und Schulgebühren können das bis zu 350€ pro Jahr sein, insgesamt sogar bis zu 1.000 Euro jährlich.
Das Geld aus dem BuT steht nicht nur Familien zu, die Bürgergeld oder Sozialhilfe empfangen, sondern auch allen Familien, die Wohngeld erhalten oder Anspruch auf den Kinderzuschlag haben. Viele Familien sind sich dessen gar nicht bewusst.
Eine Frage stellvertretend für alle, die sich bei euch im Team engagieren möchten: Welche Fähigkeiten und Qualifikationen sind euch bei Bewerber*innen besonders wichtig?
Kommunikationsstärke, Verantwortungsbewusstsein, gesunder Menschenverstand.
Was hebt Viva Equality von anderen Arbeitgebern ab und welche Benefits bietet ihr euren Mitarbeiter*innen?
Wir bieten Flexibilität und arbeiten als Team auf Augenhöhe. Wir leben das wirklich vor, dass jede/r Verantwortung für seine/ihre Ziele, Arbeitszeit und Zusammenarbeit selbst übernehmen kann. Es ist ein bisschen wie bei Pipi Langstrumpf. Wir machen uns die Welt, wie sie uns gefällt.
Flexibilität und Arbeiten auf Augenhöhe bei Viva Equality (Bild: Viva Equality).
Werfen wir mal einen Blick hinter die Kulissen. Wie kann man sich einen Arbeitstag bei euch vorstellen und wie würdest du die Arbeitsatmosphäre in eurem Team beschreiben?
Unsere Arbeitszeiten sind total flexibel, und wir legen viel Wert auf eine gesunde Work-Life-Balance. Wir sind eine gute Mischung aus Engagement und dem Streben nach klaren Zielen, während wir gleichzeitig auf Ausgewogenheit achten und Familie und Gesundheit priorisieren.
Und zu guter Letzt: Eure Arbeit ist wichtig und setzt genau an Problematiken wie ungleicher Bildung an. Aber was genau müsste passieren, damit Viva Equality nicht mehr gebraucht wird?
Es müsste sich systematisch viel ändern. Generell ist in Deutschland noch einiges zu tun, was Chancengleichheit, frühkindliche Bildung und Bildung im Allgemeinen angeht. Es braucht außerdem in vielen Bereichen bessere und niedrigschwellige Aufklärung und Beratung für Familien in prekären Lebenslagen – in einfacher Sprache und mehrsprachig, mit weniger bürokratischen Hürden. Was die konkrete Unterstützung für Familien angeht: Das BuT könnte ganz abgeschafft werden und über die Kindergrundsicherung das Geld an die Familien automatisch ausgezahlt werden. Über deren Einführung wird schon lange gestritten. Es wäre gut, wenn die Kindergrundsicherung endlich mit entsprechender finanzieller Ausstattung kommen würde. Den aktuellen Entwürfen nach würde das BuT aber auch dann nicht gänzlich verschwinden. Individuelle Leistungen wie Nachhilfe oder Klassenfahrten müssen weiterhin über das BuT beantragt werden. Themen, für die wir gebraucht werden und für die wir uns einsetzen wollen, gibt es aber (leider) noch zuhauf. Wir werden nicht müde, die Welt immer noch ein Stückchen besser zu machen!
Vielen herzlichen Dank für das Interview, Sarah!
Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an Viva Equality stellen möchtest?
Dann schreib sie in die Kommentare. Wir freuen uns auf den Austausch mit dir!
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