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Nachhaltige Arbeitgeber*innen

„Der demografische Wandel wird zu einem gewaltigen Umbruch am Arbeitsmarkt führen.“

Stefan Lake, Country Manager Germany, Universum im Interview über den demografischen Wandel, Work-Life-Balance und die Generation Y.

Stefan Lake, Country Manager Germany, Universum im Interview über den demografischen Wandel, Work-Life-Balance und die Generation Y.

05.12.2014

JOBVERDE.de: Herr Lake, zunächst einmal etwas Persönliches: Wie war Ihr erster Arbeitstag?

STEFAN LAKE: Mein erster Arbeitstag bei Universum war überwältigend. Wir hatten ein Teammeeting, an dem Kollegen aus der ganzen Welt teilnahmen. Und das Beste war, dass es auf einer der Inseln vor Stockholm stattfand! Ich erinnere mich an viele spannende Eindrücke und inspirierende Kollegen. Etwas ganz Besonderes ist für mich immer noch der „entrepreneurial spirit“ bei Universum. Das wird im Unternehmen gelebt. Jeden Tag.

Was macht Universum?

Universum unterstützt Unternehmen beim Aufbau ihrer Arbeitgebermarke. Wir arbeiten weltweit mit über 1200 Kunden und 1500 Universitäten zusammen, um die Arbeitgeberpräferenzen und Karrierevorstellungen der jungen Talente zu untersuchen. Jährlich werden von Universum etwa 700 00 Studierende und Berufstätige befragt. Wir bieten wir ein breites Spektrum an Dienstleistungen: von der Forschung über die strategische Beratung bis hin zu Kommunikationslösungen.

Warum ist das Thema Employer Branding heute wichtiger denn je und was genau bedeutet das für die Unternehmen?

Trotz Zuwanderung und höheren Erwerbsquoten von Frauen und älteren Menschen ist der Bedarf an neuen Mitarbeitern ungebrochen. Schon heute lassen sich die gesuchten Fachkräfte oft nicht finden. In manchen Regionen müssen sich die Unternehmen bei Fachkräften mit besonders gefragten Qualifikationen bewerben. Nicht andersherum! Der demografische Wandel wird dies noch verschärfen. Um die jungen Talente zu erreichen, müssen sie sich in Zukunft noch besser selbst erklären. Sie sollten ihre Geschichte erzählen – und zwar so, dass deutlich wird, was das Unternehmen ausmacht. Unternehmen sollten nicht nur ihre Produkte und Dienstleistungen als „Marke“ verstehen, sondern auch den Arbeitgeberauftritt. Je effizienter und strategischer ein Unternehmen in den Aufbau und die Pflege der „Arbeitgebermarke“ investiert, desto größer die Chancen, im Wettbewerb um die besten und passendsten Talente zum Zug zu kommen.

Die Generation Y stellt die Arbeitgeber vor neue Herausforderungen, weil?

… die Generation Y so anspruchsvoll ist. Unternehmen sind gut beraten, wenn sie sich über die Wünsche der jungen Talente genau informieren und ihnen passgenaue Angebote machen.

Stecken im demografischen Wandel auch Chancen für die Unternehmen und wenn ja, welche?

Der demografische Wandel ist zunächst einmal eine Herausforderung. Wer glaubt, dass sich der Fachkräftemangel als Phantom entpuppen könnte, irrt gewaltig. Was wir heute erleben, ist nur ein Vorgeschmack dessen, was die Arbeitgeber in den kommenden Jahren erwartet. Der demografische Wandel wird zu einem gewaltigen Umbruch am Arbeitsmarkt führen. Die Zahl der Arbeitskräfte wird stark sinken – verschärft durch die Möglichkeit, mit 63 Jahren abschlagsfrei in Rente zu gehen. Was den einen Kopfzerbrechen bereitet, freut andere: Die Top-Talente von morgen sind begehrt wie nie. Sie können sich ganz genau ansehen, welche Unternehmen ihren Vorstellungen von einem idealen Arbeitgeber am besten entsprechen.

Bei welchen Berufen sehen Sie aktuell den größten Fachkräftemangel?

Aktuell besonders gefragt sind junge Berufstätige mit akademischem Hintergrund in den sogenannten MINT-Fächern. Nachwuchsingenieure mit Spezialisierung auf Maschinen- und Fahrzeugtechnik oder Energie- und Elektrotechnik müssen sich derzeit nicht um einen Arbeitsplatz sorgen. Wir sollten aber nicht vergessen, dass wir auch heute bereits einen Fachkräftemangel haben bei Berufen, die keine akademische Ausbildung verlangen. In manchen Regionen, etwa in Süddeutschland, gibt es bereits einen eklatanten Mangel an gut ausgebildeten Facharbeitern. Das wird sich noch verstärken. In unseren Umfragen befragen wir deshalb nun auch die Fachkräfte ohne Studienabschluss. Über die ersten Ergebnisse werden wir in Kürze berichten.

Gibt es "Schrauben" an denen Sie gerne drehen würden, um den deutschen Job-Markt zu optimieren? Stichwort Blue Card, Bewerbermobilität oder Wertewandel.

Die Blue Card ist eine gute Idee, aber dies reicht noch nicht. Die gut ausgebildeten Top-Talente wollen nämlich gar nicht in ausreichender Zahl nach Deutschland. Für die sind die USA immer noch das Land der Hoffnung. Wir brauchen einen Wertewandel in Deutschland. Wir müssten im Ausland noch viel offensiver um Fachkräfte werben. Und wir müssen die hier lebenden Ausländer und die jungen Deutschen mit Migrationshintergrund besser in den Arbeitsmarkt integrieren. Der Schlüssel ist Bildung. Und damit meine ich gar nicht unbedingt akademische Bildung. Für viele ist möglicherweise eine gute Fachausbildung der bessere Weg. Hier sind staatliche Stellen gefordert, aber natürlich auch die Unternehmen selbst.

Ihre "Top30-Studie", bildet Deutschlands attraktivste Arbeitgeber ab und besteht fast ausschließlich aus den "üblichen Verdächtigen", Audi, BMW, Porsche, Google und Co. Was ist mit den Mittelständlern?

In unseren Rankings liegen die großen Automobilunternehmen seit einigen Jahren vorn. In unserer aktuellen Umfrage liegen Audi, BMW und Porsche bei den Young Professionals auf den ersten drei Plätzen und der weltweite Siegeszug von Google setzt sich fort. Aber auch die Mittelständler können bei den Young Professionals punkten. Nehmen Sie den Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen. Der konnte sich in diesem Jahr bei den jungen Ingenieuren von Platz 24 auf Platz 16 verbessern. Und der Elektronikkonzern Rohde & Schwarz konnte sich bei den Nachwuchsingenieuren um 43 Positionen nach vorn schieben und liegt aktuell auf Platz 32.

Welche (freiwilligen) Sozialleistungen und Mitarbeiter-Benefits kommen bei den 30 bis 40 Jährigen besonders gut an?

Besonders gefragte Zusatzleistungen sind Unterstützung bei der Altersvorsorge, die Vergütung von Überstunden und Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten, zum Beispiel Sprachkurse.

Welche Rolle spielt Diversity-Management bei der Personalplanung und welche Vorteile ergeben sich hieraus?

Viele Unternehmen haben erkannt, dass in der Vielfalt eine Chance für sie liegt. Denn wer die Vielfalt seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter versteht und wertschätzt, kann von ihren unterschiedlichen Perspektiven, Erfahrungen und Kompetenzen profitieren.Google bekommt das ganz gut hin. Obwohl Google in Deutschland nur wenige Mitarbeiter hat, hat das Unternehmen in unserem Ranking exzellent abgeschnitten. Der Grund: Viele junge Talente wollen in einem Unternehmen arbeiten, das Liberalität glaubwürdig verkörpert.

Wie wichtig ist den jungen Absolventinnen die Frauenquote?   

Für die weiblichen Young Professionals ist die Frauenquote zwar wichtiger als für die Männer, aber wenn man sich ansieht, welche Themen bei der Beurteilung der Attraktivität eines Arbeitgebers besonders wichtig sind spielt das Thema eher eine untergeordnete Rolle. Ein attraktives Grundgehalt, vielfältige Arbeitsaufgaben und eine sichere Anstellung stehen da ganz oben auf der Liste.

Welche Trends im Personalbereich finden Sie besonders spannend?

Spannung kommt auf, wenn Generationen mit völlig unterschiedlichen Werteorientierungen in den Unternehmen zusammentreffen. Dies richtig zu managen ist wohl eine der größten Herausforderungen für die Unternehmen. Immer wichtiger wird auch, dass die Unternehmen stärker als in der Vergangenheit auf die im Verlauf des Berufslebens unterschiedlichen familiären Belastungssituationen eingehen. Mit einer lebensphasenorientierten Personalpolitik können sich die Unternehmen echte Wettbewerbsvorteile sichern.



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