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„Da Gleichberechtigung und Inklusion im Sport nicht gänzlich gelebt werden, gibt es auch keine Fairness“

INTERVIEW I Du denkst Nachhaltigkeit und Sport passen nicht zusammen? Falsch gedacht! Mit ihrem gleichnamigen Unternehmen zeigt Vanessa Nord, was alles möglich ist.  

INTERVIEW I Du denkst Nachhaltigkeit und Sport passen nicht zusammen? Falsch gedacht! Mit ihrem gleichnamigen Unternehmen zeigt Vanessa Nord, was alles möglich ist.  

15.06.2021 | Ein Interview geführt von Laura Hofschlag | Bilder: Unsplash, Vanessa Nord

Vanessa Nord ist 29 Jahre alt, sportbegeistert und hat 2019 ihr eigenes Unternehmen gegründet. Im Interview spricht sie mit uns über ihren Werdegang, Gleichberechtigung und Inklusion im Sport, als auch über aktuelle Projekte.

JOBVERDE: Wofür steht VANESSA NORD und wie bringst du Sport, Events und Nachhaltigkeit zusammen?

Vanessa Nord: Nachhaltigkeit ist ein extrem breites Feld und die Möglichkeiten für den Sport schier unendlich, daher ist es umso wichtiger vorab die Ziele und die Strategie festzulegen, um dann zum Konzept und den Maßnahmen zu kommen.

Mein Unternehmen berät Verbände, Vereine, Ligen und Clubs, wie sie die Sportveranstaltung und den Liga-/Spielbetrieb nachhaltig umsetzen können. Dabei geht es darum gemeinsam mit meinem Kunden eine nachhaltige und individuelle Strategie aufzusetzen, die zum Selbstverständnis, zu den Zielen und zu den Partnern meines Kunden passt. Wir setzen gemeinsam nachhaltige Ziele auf und definieren diese entsprechend, um ein langfristiges Konzept zu erstellen, welches für eine authentische und nachhaltige Identität steht und eine hohe Akzeptanz besitzt. Dieses Konzept bestücken wir am Ende mit den richtigen Maßnahmen und setzen diese gemeinsam auch mit den Partnern des Kunden um.

Wie achtet dein Unternehmen selbst auf die Nachhaltigkeit?

Mit der Gründung meines Unternehmens als Frau in einer männerdominierten Branche habe ich vermutlich schon einige Statistiken zur Diversität in die Höhe gerissen. Ich möchte in dem Bereich auch Vorbild sein und zeigen, dass Unternehmen mit dem Verständnis von Gemeinschaft, Unterstützung und Miteinander mehr erreichen können. Damit meine ich, dass es mir viel mehr Spaß macht, mich in meinem Netzwerk zu unterstützen und sich gegenseitig den Erfolg zu gönnen, ohne die Ellenbogen ausfahren zu müssen. Dieser gegenseitige Neid und die Missgunst unter Arbeitnehmer*innen und den Unternehmen darf aufhören, da sie niemanden langfristig weiterbringen! Zudem möchte ich in meinem Unternehmen eine Mentalität integrieren, wo es um Effizienz geht - nicht um reine Arbeitsstunden und wo ein Fehler eines Mitarbeitenden als Investition verstanden wird, von dem alle lernen können.

Und natürlich werden Termine möglichst online durchgeführt, mit der Bahn gereist, Ökostrom genutzt, Anschaffungen bewusst und Produkte nachhaltig konsumiert. Ich spende auch regelmäßig für andere tolle Projekte oder beteilige mich an Crowdfunding-Aktionen.Zudem bin ich ehrenamtlich im Sport aktiv und gebe mein Wissen an unterschiedlichen Punkten und über diverse Kanäle weiter. Auch Mentorenprogramme, bei denen ich teils Mentee und teils Mentorin bin, find ich spannend und nutze diese seit langem für mich. Ich finde es immer wieder toll, wenn Menschen unterschiedlichen Geschlechts, Alter oder Karrierestufe zusammenkommen und sich die gegenseitige Perspektiven öffnen.

nachhaltigkeitimsport

Fairness im Sport ist jedem ein Begriff. Wie sieht es mit der Gleichberechtigung und Inklusion aus?

Da Gleichberechtigung und Inklusion im Sport nicht gänzlich gelebt werden, gibt es auch keine Fairness. Es ist nämlich nicht fair, dass Teile der Gesellschaft entweder vernachlässigt werden oder exkludiert Sport treiben müssen. Es gibt auch im Sport viele Initiativen, die sich mit dem Thema beschäftigen wie z.B. The League, Equalate Sports oder Equaletics.
Vor allem aber bedeutet Nachhaltigkeit, dass wir den nachfolgenden Generationen den Zugang zum Sport so erhalten müssen, wie wir ihn gerade erleben. Hierbei mache ich mir vor allem Sorgen um den Breitensport: Hat wirklich jedes Kind in Zukunft die Möglichkeit in einem Sportverein in der direkten Umgebung Sport zu machen? Ich bin mir dessen nicht sicher und befürchte, dass wir hier spät dran sind, um Vereine vor dem Mitgliederschwund, fehlenden Ehrenämtler*innen und dem finanziellen Ruin zu retten.
Und auch im Profisport sehen wir, dass die junge Zielgruppe nicht automatisch und direkt von den bisher bekannten Gegebenheiten im Sport angesprochen werden. Wo früher die Sportstars das Non-plus-Ultra waren, kommen heute Influencer*innen hinzu. Dies ist weder positiv noch negativ zu bewerten, sondern als Ausgangslage hinzunehmen, auf die der Sport sich einstellen muss. Von dieser Position aus muss er sich nun überlegen, wie er auch in Zukunft für Generationen attraktiv bleiben will und wieder sein möchte.

Wie kann man sich eine ganzheitlich nachhaltige Sportveranstaltung vorstellen?

Im ersten Schritt geht es darum, anzuerkennen, dass jede Sportveranstaltung (v.a. im Profisport) eine Vorbildfunktion hat und auch wenn wir uns in der Freizeit der Menschen befinden, kann durch die Masse der Fans und Zuschauenden eine Menge bewegt werden. Sport und Events sollen nicht abgeschafft oder reduziert werden, es soll ein Bewusstsein und eine Selbstverständlichkeit entstehen, bei der vorab nachhaltig gedacht und gut geplant wird. Dies beinhaltet, dass ich mir die Auswirkungen einer Sportveranstaltung bewusst mache und schaue, wie sie umweltfreundlich, sozial fair und wirtschaftlich stabil umgesetzt werden kann. Am Ende für den Fan spürbar sind meist die Maßnahmen, die im Bereich Mobilität, Verpflegung und Abfall umgesetzt werden, denn aufgrund der Masse an Fans bei z.B. einem Fußballspiel sind dies die größten Hebel, an denen man ansetzen kann. Aber auch das Thema Merchandise und Fanartikel muss mitgedacht werden. Hier kann geprüft werden, inwieweit eine Umstellung des bisherigen Angebots möglich ist oder ein Angebot neu aufgesetzt werden kann.

Welche Projekte hast du schon realisiert?

Ich arbeite mit der DEL2 (zweite Eishockeyliga in Deutschland) zusammen. Hier haben wir im Sommer 2020 ein soziales Projekt umgesetzt und unsere Social Media Reichweite an Unternehmen verschenkt, um diesen in der Coronakrise zu helfen. Außerdem haben wir aus diesen Erfahrungen einen DEL2 Business-Club gegründet, bei dem es um den Austausch mit der Wirtschaft geht, um ein Miteinander für den Eishockeysport und den Netzwerkgedanken, damit alle profitieren.
Im letzten Sommer habe ich in einem Projektteam für den FC Bayern München ein Konzept erstellt, um Minderheiten im Stadion miteinander zu vernetzen und so zu empowern, damit die Fans im Stadion die Gesellschaft repräsentieren und maximal divers sind.
Derzeit arbeite ich mit den European Championships Munich 2022 daran, Maßnahmen im Bereich soziale Fairness und Umweltschutz in das Event zu integrieren und umzusetzen.
Daneben berate ich viele Verbände im Spitzensport und gebe Workshops zum Thema. Aktuell merke ich eine große Akzeptanz für das Thema Nachhaltigkeit im Sport und spüre dennoch eine große Unsicherheit bei den Beteiligten - auch weil sie nichts falsch machen wollen. Dabei versuche ich immer aufzuklären, dass Nachhaltigkeit mit kleinen Schritten in die richtige Richtung anfängt.

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Wie bist du dorthin gekommen, wo du heute stehst?

Ich habe Sportmanagement studiert, war einige Zeit in Industrieunternehmen im betrieblichen Gesundheitsmanagement tätig und war anschließend beim Deutschen Boxsport-Verband für die nationalen und internationalen Wettkämpfe zuständig. Dabei kam ich immer wieder mit dem Thema soziale Nachhaltigkeit in Kontakt, da Boxen ein extrem integrativer Sport ist und auch das Frauenboxen zu der Zeit einen großen Schub bekommen hat. Außerdem habe ich gelernt sehr ökonomisch zu wirtschaften, da eine Randsportart mit wenig Geld viel umsetzen muss. Diese zwei Bereiche von Nachhaltigkeit habe ich dann noch mit meinem privaten Hintergrund des Umweltschutzes verknüpft und für mich entschieden, dass ich den Sport und vor allem die großen Veranstaltungen und Ligen nachhaltiger gestalten möchte, um so meinen Teil zur Veränderung beizutragen und Verantwortung zu übernehmen.

Während des Corona Lockdowns hast du das ProjectC-Meetup gegründet. Worum geht es bei dem Projekt?

ProjectC ist ein Meetup, bei dem es um Netzwerken, Diskussionen und einen kontroversen Austausch geht. Dabei sind Expert*innen und Professionals aus dem Sport oder rund um die Sportbranche dabei und sprechen immer über ein Thema oder eine Fragestellung. Dabei sollen bewusst neue Perspektiven eingenommen werden und Handlungsempfehlungen erarbeitet werden, die jede/r am Ende ergänzen und für sich mitnehmen kann. Das bedeutet auch, dass man zum Thema erstmal fachfremd sein kann und trotzdem und gerade deswegen zum maximalen Output der Gruppe beiträgt. Wir verzichten bewusst auf eine Aufzeichnung und eine große Masse an Zuschauenden. Die Diskussionsrunde wird bewusst begrenzt, um jeder und jedem die Möglichkeit zu geben, Fragen zu stellen und zu Wort zu kommen. In einer vertraulichen Atmosphäre haben wir so die Möglichkeit geschaffen offen Themen zu diskutieren, Neues anzustoßen und das Sportbusiness weiterzuentwickeln. Ein solches Format ist vor allem spannend, wenn viele Stakeholder und unterschiedliche Meinungen und Interesse zusammenkommen, die am Ende aber in eine gemeinsame Richtung wollen und eine Leidenschaft pflegen - in unserem Fall den Sport. Mittlerweile ist bei ProjectC eine Community entstanden, die heterogen ist und so gut wie die ganze Branche abdeckt, was unser Meinungsbild extrem spannend macht.

Welches Zitat inspiriert dich?

Ich weiß nicht, wer das mal gesagt hat, dennoch mag ich den Spruch „Wer genau hinschaut, sieht, dass Mut nur ein Synonym von Glück ist.“

Worauf bist du stolz?

Dass ich zu mir selber und zu meinen Werten stehe. Und ich zudem eine Tätigkeit gefunden habe, die mich motiviert und von der ich keinen Urlaub brauche, sondern ich sie gerne mit in den Urlaub nehme. Außerdem mag ich es sehr, dass ich mittlerweile ein Netzwerk um mich herum habe, mit tollen Menschen, die sich gegenseitig helfen und die ich immer anrufen und um Hilfe bitten kann - ebenso können und tun sie es bei mir. Auf diese Vertrauensbasis und das Miteinander bin ich stolz.

 

Vielen Dank für das Interview Vanessa!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an Vanessa Nord stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare. Wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

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