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Der Deutsche Qualifikationsrahmen für Lebenslanges Lernen kurz DQR

INTERVIEW | Der DQR wurde entwickelt, um das deutsche Bildungssystem transparenter zu machen. Er ordnet die Qualifikationen bzw. Bildungsabschlüsse der verschiedenen Bildungsbereiche acht Kompetenzniveaus zu, die durch Lernergebnisse beschrieben werden.

INTERVIEW | Der DQR wurde entwickelt, um das deutsche Bildungssystem transparenter zu machen. Er ordnet die Qualifikationen bzw. Bildungsabschlüsse der verschiedenen Bildungsbereiche acht Kompetenzniveaus zu, die durch Lernergebnisse beschrieben werden.

16.08.2018 | Ein Interview geführt von Marcus Noack

Das Interview führten wir mit Lukas Neuhaus vom Referat Presse & Strategische Kommunikation desBMBF.

 

JOBVERDE: Der Deutsche Qualifikationsrahmen für Lebenslanges Lernen kurz DQR hat welches Ziel?

LUKAS NEUHAUS: Der DQR wurde entwickelt, um das deutsche Bildungssystem transparenter zu machen. Er ordnet die Qualifikationen bzw. Bildungsabschlüsse der verschiedenen Bildungsbereiche acht Kompetenzniveaus zu, die durch Lernergebnisse beschrieben werden. Dadurch ermöglicht es der DQR, Qualifikationen besser verstehen, vergleichen und bewerten zu können. Davon profitieren Lernende, Beschäftigte, Arbeitgeber und Bildungsanbieter gleichermaßen. Der DQR bildet somit auch eine Brücke zwischen dem Bildungs- und Beschäftigungsbereich.

Neben der Förderung von Transparenz ist der DQR ein wichtiger Impulsgeber für neue Ansätze in der Bildung: Die transparente Beschreibung von Lernergebnissen fördert das wechselseitige Verständnis zwischen den verschiedenen Bildungsbereichen, macht die Gleichwertigkeit  zwischen beruflicher Bildung und Hochschulbildung sichtbar und kann damit die Durchlässigkeit  im Bildungssystem unterstützen.

Das deutsche Bildungssystem ordnet die Qualifikationen der verschiedenen Bildungsbereiche acht Niveaus zu. Welche sind das?

Der DQR ist grundsätzlich offen für die Zuordnung von Qualifikationen aller Bildungsbereiche. Das sind zunächst die Qualifikationen des formalen Bildungssystems, also die Qualifikationen, die bundes- oder landesrechtlich staatlich geregelt sind. Dazu gehören die Allgemeinbildung, die berufliche Bildung und die Hochschulbildung. Bisher wurden dem DQR ausschließlich Qualifikationen des formalen Bildungssystems zugeordnet. So befinden sich die Qualifikationen der Allgemeinbildung auf den Niveaus 2 bis 4 –  mit dem Abitur auf Niveau 4. Qualifikationen der Hochschulbildung sind auf den Niveaus 6 bis 8, und Qualifikationen der beruflichen Bildung auf den Niveaus 1 bis 7 verortet. Von besonderer Bedeutung ist dabei die gemeinsame Abbildung von allgemeinbildenden und beruflichen Qualifikationen auf den Niveaus 2 bis 4 sowie von beruflichen und hochschulischen Qualifikationen auf den Niveaus 6 und 7. So ist zum Beispiel das Abitur zusammen mit einer dreieinhalbjährigen dualen Berufsausbildung auf Niveau 4 verortet. Auf Niveau 6 finden sich unter anderem die berufliche Fortbildung zum Meister als auch der hochschulische Bachelorabschluss. So werden durch den DQR Gleichwertigkeiten von Qualifikationen verschiedener Bildungsbereiche sichtbar.

Neben der Zuordnung von formalen Qualifikationen soll in einem nächsten Schritt auch die Zuordnung von Qualifikationen der nicht staatlich geregelten Weiterbildung, dem sogenannten nicht-formalen Bildungsbereich, ermöglicht werden. Kriterien und Verfahren für die Zuordnung von Qualifikationen dieses Bereiches werden derzeit in Fachgremien erarbeitet.

Lässt sich der DQR im europäischen Raum mit anderen Bildungsabschlüssen vergleichen?

Der DQR wurde als nationale Umsetzung des Europäischen Qualifikationsrahmens (EQR) entwickelt. Der EQR ist ein übergeordneter europäischer Referenzrahmen, der – wie der DQR –  aus acht Kompetenzniveaus besteht. Diesen Niveaus können die Niveaus der verschiedenen nationalen Qualifikationsrahmen, wie zum Beispiel dem DQR, zugeordnet werden. Somit dient der EQR als Übersetzungsinstrument und macht Qualifikationen aus unterschiedlichen nationalen Bildungssystemen europaweit transparenter, verständlicher und vergleichbarer.

Durch die Kopplung des DQR an den EQR trägt auch der DQR dazu bei, dass in Deutschland erworbene Qualifikationen in Europa verständlicher und vergleichbar werden. Dies erleichtert die Mobilität von Bürgerinnen und Bürgern, die im europäischen Ausland lernen oder arbeiten möchten.

Welche Rolle spielt der DQR international?

International entfaltet der DQR seine Wirkung im Wesentlichen durch seine Kopplung an den EQR und trägt zur Transparenz von Qualifikationen des deutschen Bildungssystems in Europa bei. Aber auch Länder aus dem außereuropäischen Raum interessieren sich zunehmend für den EQR als regionalen Qualifikationsrahmen und nutzen ihn, um europäische Qualifikationen besser zu verstehen. Umgekehrt hilft er aber zum Beispiel auch deutschen Arbeitnehmern, ihre in Deutschland erworbenen Qualifikationen bei Arbeitgebern im außereuropäischen Ausland verständlicher und damit vergleichbar zu machen. So kann vielleicht ein chinesischer oder australischer Arbeitsgeber einen deutschen Meisterabschluss nicht richtig einschätzen. Die gleichwertige Zuordnung des Meisters mit dem Bachelorabschluss auf DQR/EQR-Niveau 6 gibt den Arbeitgebern Orientierung, indem sie deutlich macht, über welches Kompetenzniveau ein deutscher Meister verfügt.

Können im europäischen und internationalen Ausland erworbene Ausbildungen über den DQR anerkannt werden und wenn ja, wie funktioniert das?

Der DQR ist ein reines Transparenz- und kein Anerkennungsinstrument. Er macht Qualifikationen vergleichbar und besser verständlich. Damit kann er im Rahmen von bestehenden Anerkennungsverfahren unterstützend genutzt werden. Darüber hinaus trägt er zur höheren Akzeptanz auf dem Arbeitsmarkt bei, weil er Arbeitgebern das Verständnis von Qualifikationen erleichtern kann. Die Zuordnung einer Qualifikation zum DQR und damit auch zum EQR ist jedoch mit keinerlei Berechtigungen oder formaler Anerkennung verbunden.

Wäre nicht eine einheitliche internationale Regelung die einfachste Lösung, um Bildungsabschlüssen ein Niveau zuordnen zu können?

Eine einheitliche Regelung ist derzeit nicht realistisch. Abgesehen davon, dass in der Europäischen Union die Zuständigkeit für Bildung bei den Mitgliedstaaten liegt, wäre eine einheitliche Lösung auch aufgrund der Verschiedenartigkeit der nationalen Bildungssysteme kaum umsetzbar. Bildungssysteme sind der Spiegel der jeweiligen Kultur eines Landes. So gibt es Qualifikationen, die in unterschiedlichen Ländern zwar gleich heißen, aber national sehr unterschiedlich ausgestaltet sind. Auch werden die Verfahren zur Zuordnung von Qualifikationen zu nationalen Qualifikationsrahmen sehr stark von nationalen Faktoren bestimmt. Aber Vielfalt ist auch eine Stärke. Um Vielfalt im Bildungsbereich besser zu verstehen, braucht man Transparenz, und dazu leisten der DQR und der EQR einen wichtigen Beitrag.



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