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Nachhaltiger Honig per Mausklick

Gründer Michael Gelhaus erläutert warum die Biene das drittwichtigste Nutztier ist und wie Honig über seine Online-Plattform umweltfreundlich per Briefpost verschickt werden kann. Darüber Hinaus gibt er einen Einblick, vor welchen Herausforderungen er insbesondere als Sozialunternehmer steht.

Gründer Michael Gelhaus erläutert warum die Biene das drittwichtigste Nutztier ist und wie Honig über seine Online-Plattform umweltfreundlich per Briefpost verschickt werden kann. Darüber Hinaus gibt er einen Einblick, vor welchen Herausforderungen er insbesondere als Sozialunternehmer steht.

20.06.2016 aus der Themenreihe GRÜNE STARTUPS

Michael, stell doch bitte Dich und dein Startup nearBees einmal kurz vor.

Ich bin einer der Gründer von nearBees - Honig von Nebenan, einem Social Startup aus dem schönen München. Wir haben uns der Rettung der Bienen verschrieben. Dafür unterstützen wir heimische Imker, die sich für die das Wohl und den Erhalt der Honigbienen einsetzenund fördern lokalen Honigkonsum.

Welches „grüne“ Problem löst Ihr und welche Vision steckt hinter eurem Konzept?

Die Biene ist das drittwichtigste Nutztier, etwa ein Drittel unserer Lebensmittel hängt direkt oder indirekt von der Bestäubungsleistung der Bienen ab und sie ist daher ein entscheidender Faktor hinsichtlich Nahrungsmittelsicherheit. Vor allem aber tragen die Bienen durch ihre Bestäubung zum Erhalt der Biodiversität bei. Bereits ein leichter Rückgang zieht unkalkulierbare Folgen für die heimische Fauna und Flora nach sich. Nach dem Motto “Ohne Imker, keine Bienen und weniger Artenvielfalt” unterstützen wir daher lokale Imker. Mit einer Re-regionalisierung des Honigkonsums möchten wir dem Bienensterben entgegenwirken und so für eine lebenswerte Zukunft sorgen - denn Honig kann man zwar importieren, die Bestäubungsleistung der Bienen jedoch nicht.

Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell?

Auf einer Onlineplattform können Imker unkompliziert und zeitsparend ihren Honig zum Verkauf anbieten. Wird ein Honig bestellt, füllt der Imker ihn einfach in unseren neu entwickelten umweltschonenden Versandbeutel und bringt ihn zum nächsten Briefkasten. Honigliebhaber können auf unserer Plattform ganz ohne Rechercheaufwand Imker in ihrer Region finden und deren Honig per Mausklick zu sich nachhause liefern lassen. Der nearBees Honigbeutel macht ein zeitaufwändiges Paketaufgeben und -annehmen überflüssig, denn der Honig kann einfach per Briefpost verschickt werden. Kommt der Honig beim Kunden an, so muss er ihn nur noch in ein verschließbares Gefäß umfüllen.

Unternehmen bieten wir die Möglichkeit, mit Honiggeschenken für Kunden, Geschäftspartner oder Mitarbeiter einen aktiven Beitrag zum Naturschutz in ihrer Region beizutragen. Möchte sich ein Unternehmen noch mehr für die Bienen und den Erhalt der Artenvielfalt einsetzten, so vermitteln wir Bienenpatenschaften: als Gegenleistung für die Finanzierung eines Bienenvolkes wird der Pate mit wichtigen Informationen und dem Honig seiner “eigenen” Bienen versorgt.

Wie ist dein persönlicher Background und wie kam es zur Gründung?

Mein Studium Management Sozialer Innovationen führte mich direkt zu der Teilnahme an dem Zertifikatprogramm der Social Entrepreneurship Akademie. Gemeinsam mit Viktoria, die zu dieser Zeit an ihrer Masterarbeit zum Thema “Veränderungen im Zusammenleben von Mensch und Biene” arbeitete, haben wir nach drei Monaten Projektarbeit den Publikumspreis des Zertifikatprogramms gewonnen - eine erste Bestätigung, dass aus diesem Projekt mehr werden könnte. Die Gründung war dann keine konkrete Entscheidung, sondern hat sich vielmehr schrittweise ergeben. Das viele positive Feedback hat uns einen Anreiz gegeben und nach unserer Aufnahme in den Inkubator des SCE Strascheg Center for Entrepreneurship, mit eigenem Büro, finanziellem Budget für Prototypen und Beratung in alle Gründungsfragen sind wir die weitere Ausarbeitung intensiver angegangen.

Wie ist Euer Gründerteam aufgestellt? Welche fachlichen und sozialen Kompetenzen waren für den bisherigen Erfolg ausschlaggebend?

nearBees wurde von Viktoria Schmidt und mir gegründet. Viktoria, unsere Ideegeberin, ist studierte Produktdesigerin und selbst Imkerin, daher ist sie vor allem für die Produktentwicklung, das Design und imkerspezifisiche Themen zuständig. Ich selbst habe Management Sozialer Innovationen studiert und bin in den letzten Zügen meines Masters im Bereich Wirtschaft. Mein Gebiet sind daher Finanzen, Kommunikation und die strategische Weiterentwicklung von nearBees.

Als gesamtes Team sind relativ breit aufgestellt und decken alle wichtigen Bereiche wie Marketing, Vertrieb und IT ab. Viktorias Erfahrungen - und die von unseren Mitarbeitern - in der Bienenhaltung sind natürlich seitens der Zusammenarbeit mit Imkern von großem Vorteil.

Sucht Ihr aktuell Mitarbeiter und wenn ja, welche Qualitäten sollten diese mitbringen?

Eine konkrete Teamerweiterung ist derzeit nicht geplant, allerdings suchen wir regelmäßig Praktikanten für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Social Media. Über interessante und vielleicht etwas ungewöhnliche Initiativbewerbungen freuen wir uns natürlich trotzdem.

Was waren die größten Stolpersteine auf Eurem bisherigen Weg?

Wir haben im letzten Jahr sehr intensiv an unserer Authentizität gearbeitet und waren daher in vielen Imkervereinen, in Schulen und auf Konferenzen präsent. So konnten wir uns eine gute Glaubwürdigkeit in diesen Kreisen erarbeiten und haben viele neue Fans dazugewonnen. Auf der Strecke geblieben ist in dieser Zeit allerdings der Vertrieb - das hätte uns beinahe in einen finanziellen Engpass gebracht. Dass man auch “ungeliebte Themen” nicht aus den Augen verlieren darf, das mussten wir erst lernen.

Und welche „Lessons Learned“ habt Ihr daraus gezogen?

Langfristig reichen Aufmerksamkeit und positives Feedback leider nicht. Zumindest einen Teil dieses Lobes muss man nämlich unbedingt monetarisiert bekommen - das ist die Kunst eines Sozialunternehmers. Gerade die Social Entrepreneurship Szene ist dabei oft schwierig zu deuten: viele Menschen erzählen dir, dass sie begeistert von deinem Projekt und deiner bahnbrechenden Idee und sich der ökologischen Problematik durchaus bewusst sind - aber am Ende wird nichts gekauft. Man muss sich stets intensiv um neue Kunden und Geschäftszweige kümmern, denn irgendwann muss auch ein Social Startup Umsätze generieren können und das funktioniert eben nur mit zahlenden Kunden.

Gibt es noch andere grüne oder soziale Themen, die Du gerne mitgestalten würdest?

Privat interessiere ich mich selbstverständlich auch für anderen Themen und soziale Brennpunkte, nearBees hat sich aber der Rettung und dem Erhalt der Biene verschrieben. Das wird sich auch in Zukunft nicht verändern und unser Fokus wird daher weiterhin auf diesem Bereich bleiben. Es sind aber immer mal wieder kleinere “Ausflüge” in andere sozialen Themen möglich und auch geplant. Beispielsweise unterstützt unsere nearBees Bienenweide, mit bienenfreundlichem Saatgut, nicht nur Bienen, sondern möchte auch ein Zeichen gegen die verbreiteten Monokulturen und Hybridpflanzen setzten.

Welchen Tipp würdest Du einem anderen grünen Startup oder Social Entrepreneur mit auf den Weg geben?

Vielleicht klingt es ein wenig klischeehaft, aber wir haben eine Reise mit vielen Höhen und Tiefen hinter uns und der Weg hin zu einem langfristig tragfähigen Unternehmen bedeutet sicher noch ein Stück Arbeit. Wie fast jedes neue Unternehmen sind wir zurzeit noch auf externe Unterstützung angewiesen - und die war in den letzten Jahren sehr vielschichtig: von der ideellen Begleitung in der Anfangsphase bis hin zu unserer ersten Finanzierungsrunde im Pre-Seed-Stadium im Frühjahr 2015. Was uns aber von Beginn an geholfen hat und was uns auch heute noch weiterbringt sind Wettbewerbe. Mit der Teilnahme an verschiedenen Wettbewerben kann man Aufmerksamkeit auf sich ziehen, neue Interessenten aus unterschiedlichen wirtschaftlichen Bereichen und gleichgesinnte Unterstützer finden. Außerdem bestätigen Preise und Auszeichnungen das Potenzial des Projekts und sind oft auch mit einer finanzielle Unterstützung verbunden.


KONTAKT

Michael Gelhaus

Tel: +49 89 12269364

michael@nearbees.de

www.nearBees.de



Kommentare
Hans
18.02.2019
Hallo, ein sehr schöner Beitrag und sehr Informativ. Man sollte gerade Honig kaufen, möglichst direkt vom Imker, um diese gegen die Großkonzerne zu stärken, statt der Veganer-Ideologie zu folgen. Inländische Imker sollten un müssen unterstützt werden.


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