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Vom Geile Uschi Kongress zum Uschiversum

INTERVIEW | Im Interview berichtet die Speakerin Henriette Frädrich Ã¼ber ihren Berufsalltag und klärt auf, was es mit dem „Uschiversum“ und dem Begriff „geile Uschi“ auf sich hat.

 

INTERVIEW | Im Interview berichtet die Speakerin Henriette Frädrich Ã¼ber ihren Berufsalltag und klärt auf, was es mit dem „Uschiversum“ und dem Begriff „geile Uschi“ auf sich hat.

 

11.05.2021 | Ein Interview geführt von Laura Hofschlag | Bilder: Henriette Frädrich, Unsplash

Henriette Frädrich ist Speakerin und definitiv eine „geile Uschi“. Sie packt die Dinge an, entwickelt sich weiter und bricht auch mal die Regeln.

JOBVERDE: Es gibt keine einschlägige Ausbildungsform mit der man Speaker*in wird. Wie gelang dir der Einstieg in die Speaker-Szene?

Henriette Frädrich: Es hat sich in der Tat wirklich zufällig ergeben, dass ich u.a. auch Speakerin geworden bin. Ich habe zuvor einige Jahre als TV-Redakteurin gearbeitet und mich dann selbstständig gemacht und ein eigenes Unternehmen, ein B2B-Start-Up für die Pharmabranche, gegründet und aufgebaut. Parallel dazu habe ich auch meine ersten Bücher geschrieben. Ich hatte seit 2006 viel mit der Speakerbranche im privaten Umfeld zu tun. Irgendwann hat es sich ergeben, dass ich die Möglichkeit bekam, auch mal einen Vortrag zu halten. Und so hat sich das dann Stück für Stück entwickelt. Ich habe meine Vortragsthemen erarbeitet, habe mich als Rednerin öffentlich sichtbar positioniert und vermarktet. Aber das war ein langsamer Prozess. Mit jedem Jahr kamen dann immer einige Aufträge mehr dazu. In den ersten 1-2 Jahren waren es hingegen sehr wenige. Ich musste auch viel ausprobieren, alles immer wieder neu austarieren. Was ich bis heute tue. Die Speeches immer wieder überarbeiten, neue Aspekte rein, Dinge, die nicht mehr passen, rigoros rausschmeißen. Auch immer wieder neue Vorträge entwickeln und halten. Geholfen hat mir dabei sicher auch, dass ich seit Kindertagen schon immer auf Bühnen stand, geschauspielert und moderiert habe. Und auch die Tätigkeit aus Autorin hat mir geholfen, denn Worte und Gedanken müssen für einen Vortrag on point sein.

Wie ist der Berufsalltag einer Speakerin?

Brummt es in der Hütte und herrschen „normale“ Zeiten, so ist man mehrmals im Monat unterwegs, bei den unterschiedlichsten Firmen, Anlässen und Events, an immer wieder neuen Orten und Locations. An- und Abreise nehmen oft viel Zeit in Anspruch, oft braucht es eine Ãœbernachtung im Hotel. Man muss sich immer wieder auf neue Settings, Teams und Menschen, Atmosphären und Stimmungen einstellen. Die Vorbereitung nimmt auch viel Zeit in Anspruch. Ich z.B. biete nie denselben Vortrag an, sondern passe jeden Vortrag an spezifische Kundengegebenheiten und -bedürfnisse an. Anfragen müssen bearbeitet und Angebote verschickt, Telefonate geführt werden.

Dasselbe gilt auch für Online-Vorträge, die man remote aus dem Home-Office-Studio hält. Da entfällt dann zwar die Reisezeit, aber der Rest der Vorbereitung ist ähnlich. Hinzu kommt z.B. die Einrichtung des Technik-Set-Ups.

Daneben darf man auch das Eigen-Marketing nicht vergessen. Blog-Beiträge wollen geschrieben werden, in denen man sich mit den Themen, um die es in den Vorträgen geht, beschäftigt. Dabei geht es vor allem darum, sich als Experte/Expertin zu positionieren. Regelmäßige Updates auf Social Media sind dabei ebenso wichtig wie auch regelmäßige Newsletter zu verschicken, die guten redaktionellen Inhalt haben, die den Lesern und Leserinnen interessanten Mehrwert bietet (also bloß keine reinen Verkaufs-Mails!).

Und natürlich ist auch wichtig, sich immer weiter zu entwickeln, z.B. neue Vorträge zu erarbeiten.

vomgeileuschikongresszumuschiversum

Auf welche „Vortrags-Themen“ hast du dich spezialisiert?

Da mir schnell langweilig wird (ja, auch von meinen eigenen Vorträgen), muss ich immer wieder an neuen Themen arbeiten und neue Vorträge entwickeln. In meinen Vorträgen geht es aber im Kern immer darum, die Zuhörer*innen dafür zu begeistern, ihr Leben so zu gestalten, wie sie es möchten. Sich also trauen, ihr eigenes Ding zu machen. Ich bin z.B. fasziniert vom „First Principle Thinking“ und „Regeln brechen“. Denn nur so entstehen coole, kreative und innovative Dinge. Was mir dabei immer am Herzen liegt, auch wenn es ums „Regeln-Brechen“ geht, ist, dass hinter allem, was wir tun, ob im Berufs- oder Privatleben, eine gute Absicht steht. Das ist z.B. auch gerade mein aktuelles Thema, zu dem ich einen ganz neuen Vortrag entwickel und auch ein neues Buch schreibe.

Wie fühlst du dich als Frau in der Speaker-Szene?

Oh. Das ist ein abendfüllendes Thema, bei dem ich mich sehr gern in Rage rede … Ich habe 2019 einen sehr langen Blog-Artikel dazu geschrieben. Dort steht alles dazu drin: Gibt es wirklich keine (guten) (erfolgreichen) (und nicht genug) Speakerinnen?

Seit April 2019 entsteht das „Uschiversum“. Was steckt hinter dem „Uschiversum“ und dem „Geile Uschi Kongress“?

Ausschlaggebend für die Gründung des Geile Uschi Kongress war in der Tat der besagte Blogartikel. Dort habe ich mich Anfang 2019 kritisch mit der Frage auseinandergesetzt, warum es so wenig Frauen und zu wenig Frauen mit gutem, relevanten Content auf den großen Kongress- und Eventbühnen gibt. Die unglaublich vielen Reaktionen und Nachrichten, die ich aufgrund des Artikels erhalten habe, waren letztlich der Auslöser zu sagen: Verdammt, dann ich mache ich das eben einfach selbst und schaffe so eine Bühne. 2019 fand so der erste GUK statt, 2020 denn der zweite GUK (pandemiebedingt als Online-Event) sowie im Sommer unser kleines, feines “Inspirational Uschi-Picknick”.

Rund um das Event “GEILE USCHI KONGRESS” entsteht nun das “Uschiversum” mit einer großartigen, highly involved und stetig wachsenden Community auf Instagram sowie hochwertig und professionell produziertem Content (Blog-Artikel, Podcasts, Videos), coolen Muss-ich-haben-Statement-Produkten und, wenn es die globale Lage wieder zulässt, auch wieder ganz besonderen Uschi-Events. Alles hergestellt mit Herz, Hirn, Humor, Boom, Bähm, Crazyness – dem ganz besonderen “Uschi-Spirit”.

Wie bist du auf diesen Namen gekommen?

Ich habe schon immer zu tollen Frauen, die mich begeistert und inspiriert haben, „geile Uschi“ gesagt. "Geile Uschi“ ist ein selbstironisches Kompliment an all die tollen, großartigen Frauen, die geradlinig ihren Weg gehen, ihr Ding machen, die sich nicht scheuen, zu polarisieren und zu provozieren, die Haltung und Meinung haben, Ecken und Kanten, die für ihre Sache kämpfen und einstehen, die unbequem sind, mutig, Herz und Hirn gleichermaßen einsetzen, die echt sind, wahrhaft, authentisch und noch so vieles mehr. Inspirierende Persönlichkeiten mit spannenden Werdegängen, bewegenden Geschichten und WOW-Faktor. Frauen, die etwas zu sagen haben und inspirieren – Frauen und Männer gleichermaßen.

Und aus Spaß habe ich immer gesagt: „Irgendwann mal mache ich einen Geile Uschi Kongress!“. Tja, so schnell wird aus etwas Dahingesagtem Ernst … Und klar, der Name provoziert und polarisiert. Und das ist auch gut. Denn das hebt uns von anderen Events, Plattformen und Communities ab. Unser „Uschi-Spirit“. Wir nehmen das, wofür wir stehen, ernst und es ist unsere Mission to "uschinize the world". Aber wir möchten dabei Spaß haben und raus aus der oft (so empfinden wir das) angestrengten, biederen, braven, bierernsten, uncoolen und spießigen Feminismus- und Empowerment-Ecke. Wir Uschis feiern das Leben, wir haben Spaß, Uschis dürfen sexy sein (müssen aber nicht), Uschis begegnen dem Leben mit Humor, Ironie, Crazyness, Leichtigkeit, Haltung, Meinung. All das ist kein Ausschlusskriterium, um seriöse Podcasts, Posts, Artikel und Videos mit Haltung, Meinung und Relevanz zu produzieren.

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Welche Eigenschaften machen eine gute Speakerin / einen guten Speaker aus?

Ich würde die Frage anders stellen. Denn für mich steht nie der/die SpeakerIn im Vordergrund, sondern immer der Vortrag. Also, was ist ein guter Vortrag? Chris Anderson, Macher der TED-Talks, bringt es in seinem gleichnamigen Buch auf den Punkt:

"Bei einem Vortrag kommt es einzig und allein darauf an, dass Sie etwas zu sagen haben, und dass Sie es glaubwürdig und auf Ihre ganz eigene Art und Weise vermitteln. Vor allem aber sollten Sie ein Thema wählen, das einen Platz in der Nähe Ihres Herzens hat. Ein guter Vortrag kann das Weltbild des Publikums nachhaltig beeinflussen. Wenn Sie einen Vortrag halten, dann besteht Ihr oberstes Ziel darin, etwas für Sie sehr Bedeutsames in den Köpfen Ihrer Zuhörer neu zu erschaffen. Es geht darum, einen Gedanken, einen Samen, eine Idee in die Köpfe der Zuschauer zu pflanzen. Aber was ist eine Idee? Eine Idee ist alles, was die Sichtweise anderer Menschen verändern kann."

Ein richtig guter Vortrag, einer der großartigsten, die ich je gesehen habe, ist der Vortrag von Richard de Hoop. Richard hat ein ganz klares Leitmotiv (Wie kann uns Resilienz fit für die Zukunft machen) - und dröselt diesen EINEN Gedanken, diesen Samen, dann Stück für Stück auf und betrachtet ihn aus verschiedenen Perspektiven. Und dabei ist Richard so unglaublich bei sich, sympathisch und erzählt auch seine tieftraurige Geschichte völlig unpathetisch. Aber sie hat damit umso mehr Wirkung. Er ist voll und ganz mit dem Herzen dabei („Meine Narbe wurde geflickt von Liebe und Freundschaft“ - ich hatte nur Gänsehaut). Und hat dann auch noch zwei überraschende Elemente mit Song und Vorwärts-Rückwärts-Gedicht eingebaut. Ich finde diesen Vortrag einfach WOW. Und genauso müssen, meiner Meinung nach, Vorträge sein, egal zu welchem Thema. Und egal von wem.

Eine gute Speakerin und einen guten Speaker macht also aus, dass er/sie wirklich etwas Relevantes und Inspirierendes zu erzählen hat und glaubhaft dafürsteht. Ich möchte Menschen erleben, die etwas wirklich Spannendes erlebt, vollbracht oder geleistet haben und davon erzählen. Oder die spannende Thesen entwickelt haben. Echte Menschen aus der Praxis, die ihre Erlebnisse und Learnings teilen. Und das sind in der Regel gar keine reinen „SpeakerInnen“. Sondern z.B. Unternehmer*innen. Wissenschaftler*innen. Sportler*innen. Die besten Vorträge, so meine Meinung, findet man bei TED.

 

Vielen Dank für das Interview Henriette Frädrich!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an Henriette Frädrich stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare. Wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

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Lies auch diesen Artikel: Grüne Berufsbilder vorgestellt – Speaker.

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