Corinna Ruppel ist Inhaberin der vollständig digitalisierten Kanzlei CDR Legal und betreut Mandanten in ganz Deutschland. Immer häufiger gehören dazu auch Betrugsmaschen wie Job Scamming und Identitätsdiebstahl. Sie vertritt Jobsuchende, die darauf reingefallen sind und gibt Tipps, woran Fake-Jobangebote erkennbar sind.
LifeVERDE: Frau Ruppel, nicht immer ist eine Stellenausschreibung echt, sondern ein Versuch von Betrügern, die Identität von Bewerbern zu stehlen. Was genau versteht man unter Job Scamming?
Job Scamming ist eine Form des Online-Betrugs, bei der vermeintliche Arbeitgeber gefälschte Jobangebote auf gängigen Jobplattformen veröffentlichen oder direkt an Jobsuchende herantreten – häufig über soziale Medien, Messenger oder E-Mail. Ziel ist es nicht, jemanden wirklich einzustellen, sondern persönliche Daten oder die Identität zu stehlen. Die Täter gehen dabei äußerst professionell vor und bauen einen realitätsnahen Bewerbungsprozess auf – inklusive Vorstellungsgesprächen oder Verträgen.
Gibt es ein Muster beim Vorgehen der Betrüger?
Ja, häufig werden Jobsuchende beispielsweise gebeten, vorab Geld für vermeintliche Arbeitsmittel oder Schulungen zu überweisen. Das Geld landet dann aber direkt bei den Tätern. Mein Tipp ist: Geben Sie also niemals vorher Ihre Daten von Ausweisdokumenten oder Bankdaten weiter. Betrüger nutzen das aus, um unter falschen Namen Online-Konten oder Kredite abzuschließen. In vielen Fällen, insbesondere bei Jobangeboten als App-Tester, werden Bewerber als sogenannte „Finanzagenten“ missbraucht. Sie sollen eine vermeintliche App einer Bank testen, über Post-Ident-Verfahren Ihre Identität bestätigen und darüber ein Konto eröffnen. Angeblich handelt es sich dabei um einen Test; in Wirklichkeit wird damit Geld aus illegalen Aktivitäten gewaschen – was strafbar ist, auch für den Bewerber.
Bild: unsplash/Joseph Frank
Sie vertreten regelmäßig Mandanten, die Opfer von Identitätsbetrug geworden sind. Haben Sie ein aktuelles Beispiel aus Ihrem Kanzleialltag?
Ja, erst letztes Jahr habe ich eine Mandantin vertreten, die sich auf eine gefälschte Stellenausschreibung beworben hatte und selbst auch lange dachte, in einem regulären Arbeitsverhältnis zu sein. Sie wurde gebeten, Ausweisdokumente und persönliche Informationen zu übermitteln – unter dem Vorwand einer angeblichen Einstellung. Mit diesen Daten beantragten die Betrüger dann ein Darlehen von 20.000 Euro auf ihren Namen. Als unsere Mandantin misstrauisch wurde, forderte auch die Bank das Geld ein. Wir konnten als Kanzlei verhindern, dass die Mandantin den Schaden in Höhe des Kredits zahlen musste.
Kann ich als Jobsuchender überhaupt erkennen, dass die Stellenausschreibung gefälscht ist?
Ja, vor allem wenn es zu gut ist, um wahr zu sein! Typische Warnzeichen sind oft überzogene Gehaltsversprechen für einfache Tätigkeiten im Home-Office, eine informelle Kommunikation über Messenger wie Telegram oder WhatsApp, und wenn persönliche Daten oder Zahlungen noch vor Vertragsabschluss gefordert werden. Auch Rechtschreibfehler, undurchsichtige Webseiten oder ein fehlendes Impressum sollten Bewerber skeptisch machen.
Wie kann ich mich als Bewerber konkret vor solchen Betrügereien schützen?
Mein Tipp ist: Suchen Sie gezielt über etablierte Jobbörsen, informieren Sie sich über das Unternehmen, und überprüfen Sie die Kontaktdaten auf der offiziellen Website. Seien Sie vorsichtig bei Links oder Dateianhängen in E-Mails oder Nachrichten. Installieren Sie keine fremde Software und geben Sie sensible Daten erst preis, wenn der Vertrag rechtlich geprüft wurde. Im Zweifelsfall lieber einmal zu viel misstrauisch sein – und gegebenenfalls rechtlichen Rat einholen.
Was kann ich tun, wenn ich bereits auf ein Job-Scam hereingefallen bin?
Wichtig ist, alle Beweise dafür zu sichern – also Screenshots, Nachrichten, E-Mails und Telefonnummern. Informieren Sie umgehend Ihre Bank, falls Geld überwiesen wurde und erstatten Sie in jedem Fall Anzeige bei der Polizei. Besonders bei Verdacht auf Geldwäsche oder Identitätsdiebstahl sollten Sie schnell handeln, um weiteren Missbrauch zu verhindern. Am besten holen Sie sich auch die Unterstützung von einem Rechtsanwalt: schließlich wissen Sie nicht, was die Betrüger mit ihren Daten gemacht haben und ob es strafrechtliche Konsequenzen haben könnte. Um die Situation einschätzen zu können, bieten wir beispielsweise auch ein erstes kostenfreies Erstgespräch an.
Auch wenn man reingelegt wurde, kann es also rechtlichen Konsequenzen geben?
Ja, in Deutschland gibt es klare gesetzliche Regelungen gegen Geldwäsche und Identitätsbetrug. Wer Gelder aus illegalen Quellen weiterleitet oder in den legalen Finanzkreislauf einschleust, kann sich der Geldwäsche strafbar machen. Auch wenn Sie gutgläubig und unwissentlich gehandelt haben, können Sie also belangt werden. Falls die Betrüger Konten oder Verträge in Ihrem Namen abgeschlossen haben, führt die Spur der polizeilichen Ermittlungen erstmal zu Ihnen - und nicht zu den Betrügern. Banken oder andere Geschädigte könnten somit ebenfalls rechtliche Schritte gegen Sie einleiten.
Welchen Rat geben Sie Jobsuchenden, die aktuell online nach Arbeit suchen?
Verlassen Sie sich auf Ihr Bauchgefühl, recherchieren Sie jedes Angebot gründlich, und lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Ein seriöser Arbeitgeber wird Verständnis dafür haben, wenn Sie kritisch nachfragen oder sich Bedenkzeit nehmen. Achten Sie also auf Warnsignale und nutzen Sie sichere Bewerbungsportale bei der Jobsuche.
Vielen Dank für das Interview, Frau Ruppel!
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