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Wie SINNvoll ist ein Job in der Pflege?

1,2 Millionen Menschen arbeiten in der Pflege. Davon profitieren laut der Bundespflegekammer 80 Millionen Menschen – indirekt und direkt. Wie sieht der Arbeitsalltag als Pflegekraft aus und „lohnt“ sich das Ganze überhaupt?

1,2 Millionen Menschen arbeiten in der Pflege. Davon profitieren laut der Bundespflegekammer 80 Millionen Menschen – indirekt und direkt. Wie sieht der Arbeitsalltag als Pflegekraft aus und „lohnt“ sich das Ganze überhaupt?

02.06.2021 | Ein Beitrag von Laura Hofschlag | Bilder: Unsplash

Laut dem ZDF fehlen nach aktuellen Schätzungen bundesweit um die 45.000 Pflegefachkräfte. Zudem befürchten Pflegeexperten eine Kündigungswelle aufgrund der Pandemie. In einer Umfrage des Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe geben rund 32 Prozent der Befragten an, oft daran gedacht zu haben, den Pflegeberuf aufzugeben.

Im Video bekommst du einen Einblick in den Alltag von Pflegekräften:

 

Wie gelingt der Einstieg in die Pflege?

Das neue Pflegeberufegesetz ändert die Pflegeausbildung umfassend. Die drei bisherigen Ausbildungen (Altenpflege, Gesundheits- und Krankenpflege, Gesundheits- und Kinderkrankenpflege) werden weitestgehend zu einer generalistischen Ausbildung. Das bedeutet: Die ersten beiden Jahre erwirbst du mit anderen Pflegeanwärter*innen Grundlagenwissen und im dritten Jahr kannst du entweder die generalistische Ausbildung fortsetzen oder dich für eine Vertiefung entscheiden. Zur Auswahl stehen die Altenpflege oder die Kinderkrankenpflege. Zudem gibt es die Möglichkeit, im Anschluss an die Ausbildung, ein Pflegestudium zu absolvieren – Karriere- und Aufstiegschancen werden durch das Studium deutlich erhöht. Was sich nicht geändert hat: Auch die generalistische Ausbildung besteht aus theoretischem und praktischem Unterricht. Theorie und Praxis wechseln sich regelmäßig ab.

Gut zu wissen:  Die generalistische Ausbildung ist europaweit anerkannt.

Neben der klassischen dreijährigen Ausbildung oder gar dem Pflegestudium haben auch Quereinsteiger*innen gute Möglichkeiten, in der Pflege Fuß zu fassen. Es gibt viele sogenannte „Schnellausbildungen“, die einen zügigen Berufseinstieg ermöglichen. So bietet zum Beispiel das Deutsche Rote Kreuz Pflegebasiskurse oder Ausbildungen zum Rettungsdiensthelfer an. Ebenso gibt es spezielle Schnellausbildungen zur Pflegehilfskraft oder zur Sterilisationsassistenz. Die Ausbildung zur Pflegehilfskraft dauert ein Jahr und danach hast du die Möglichkeit, im Krankenhaus zu arbeiten.

Bevor du einen Beruf in der Pflege ergreifst, solltest du ein Praktikum machen, um erste Eindrücke und Erfahrungen zu sammeln. Falls du dir dennoch unsicher bist, bietet die Diakonie einen Nachwuchs-Test, speziell ausgelegt auf soziale Berufe, an.  

Closer Look: Die verschiedenen Bereiche der Pflege und deren Arbeitsalltag

 

Altenpflege

Als Altenpfleger*in ist man sowohl in der häuslichen als auch in der stationären Pflege tätig. Unterstützung bei der Körperpflege, den Mahlzeiten und die Förderung der körperlichen und geistigen Fitness gehören zum Arbeitsalltag. Altenpfleger*innen helfen in allen Dingen, in denen die Senior*innen nicht mehr alleine zurechtkommen. Neben der Ernährungsberatung, der Gesundheitsvorsorge und dem Leisten von Erster Hilfe ist eine weitere Aufgabe nicht zu unterschätzen: Die emotionale und enge Bindung zu den Patient*innen.

Gesundheits- und Krankenpflege

Ebenso der Arbeitsalltag von Gesundheits- und Krankenpfleger*innen ist höchst abwechslungsreich. Zu ihren Aufgaben zählt bei Weitem nicht nur die „Assistenz“ von Ärzt*innen, in etwa bei Operationen. Wunden versorgen, Infusionen legen und Medikamente verabreichen – die Liste der Aufgaben ist lang. Gesundheits- und Krankenpfleger*innen betreuen Patient*innen vor und während der Durchführung einer Behandlung – dabei müssen sie penibel auf den Zustand der Patient*innen achten. Zudem erwartet sie viel Bürokratie: Pflegepläne müssen erstellt werden, der Materialbestand und Arzneimittelvorrat im Blick gehalten und Abrechnungsarbeiten gemacht werden.

Gesundheits- und Kinderkrankenpflege

Die Aufgabenbereiche der Gesundheits- und Krankenpflege lassen sich grob auch auf die Kinderkrankenpflege anwenden. Doch die Arbeit mit Kindern erfordert eine besondere Beobachtungsgabe: Die Kleinsten können nicht erklären, wie es ihnen geht und wo sie Schmerzen haben.

Was muss ich mitbringen um in der Pflege zu arbeiten?

Nicht nur bei der Altenpflege brauchst du ein offenes Ohr, auch in der Kranken- oder Kinderkrankenpflege wirst du eine emotionale Bindung zu deinen Patient*innen aufbauen. Du musst nicht nur physisch, sondern auch emotional belastbar sein.

Darüber hinaus sind Verantwortungsbewusstsein, Sorgfalt, Empathie, Einsatzbereitschaft und Kommunikationsfähigkeit persönliche Eigenschaften, die du mitbringen solltest.

Vorteile des Pflegeberufs:  

  • Abwechslungsreich. Kein Tag ist wie der andere.
  • Sinnstiftend. Du wirst anerkannt.
  • Sicher. Jobs in der Pflege sind Berufe der Zukunft mit Aufstiegsmöglichkeiten.
  • Bewegend.
  • Herausfordernd. Immer neue Aufgaben garantieren immer neue persönliche Entwicklungsmöglichkeiten.
  • Vielfältig. Die Aufgabengebiete von Pfleger*innen sind breit gefächert.
  • Sozial.

Nachteile des Pflegeberufs:

  • Die Bezahlung.
  • Eine hohe psychische und körperliche Belastung.
  • Wechselschichten. Pflegekräfte haben Früh-, Spät- und Nachtdienst und arbeiten sowohl am Wochenende als auch an Feiertagen.
  • Eine enorme Arbeitsbelastung. Der Pflegenotstand sorgt meistens dafür, dass eine Schicht unterbesetzt ist. Als Pfleger*in bist du für mehrere Personen gleichzeitig zuständig.

jobinderpflege

Kann man in der Pflege wirklich SINN erfahren und „lohnt“ sich das Ganze?  

„Die Ausbildung ist super bezahlt“, sagt Hannah. Sie ist im zweiten Lehrjahr ihrer Pflegeausbildung. Doch auch sie spürt das Problem des Pflegemangels deutlich. „Man arbeitet sehr viel an der Belastungsgrenze und auch darüber hinaus. So wie es momentan ist, ist man oft überfordert“, erzählt Hannah. Teilweise war sie mit zwei anderen Kolleg*innen für 33 Patient*innen zuständig –12 davon waren überwachungspflichtig. „Das ist absolut fahrlässig“, fährt sie fort.

Hannah weiß, dass sie sinnhafte Arbeit leistet, doch das Gefühl wird bei ihr vom Stress überlagert. „Die Arbeit in der Pflege ist ein super sinnhafter Job. Durch viele Patient*innen und deren Angehörige erfährt man unheimlich viel Dankbarkeit“, so Hannah. Da sei jedoch das ständige Gefühl der Unterbesetzung. Außerdem gibt es immer noch viele Leute, die den Job für selbstverständlich halten. „Solange sich das Bild in der Gesellschaft nicht grundlegend ändert, dass wir nur Popo-Abwischer sind, wird die Pflege niemals in einem guten Licht stehen“, meint sie.

Laut Hannah ist jetzt endlich mal die Politik an der Reihe, das Bild und Konzept der Pflege zu ändern. Das neue Ausbildungsgesetz beäugt sie kritisch – Pflegeschulen sind auf sich allein gestellt, müssen die Lehrpläne umschreiben und kriegen die Umsetzungen personaltechnisch nicht unter einen Hut. Hannah ist einer der letzten Jahrgänge, die noch nach dem alten Ausbildungsgesetz beendet werden. „Ich habe das Gefühl, wir fallen jetzt so ein bisschen hinten runter und die Qualität von meiner Ausbildung lässt nach“, berichtet sie.

Grundlegend denkt Hannah, dass Pflegende für die Verantwortung die sie haben, mehr Geld bekommen müssten. „Vielleicht könnte man den Beruf attraktiver machen, indem man ein duales Studium einführt. Heutzutage braucht man einfach einen akademischen Titel, um den Beruf für junge Leute interessant zu machen“, sagt sie und ergänzt: „…sowie mehr Bezahlung“.

Die neusten Entwicklung in der Pflege

Wie steht es um den Mindestlohn? Anfang dieses Jahres wurde beschlossen, dass der Mindestlohn für Pflegehilfskräfte bis zum 1. April auf 12,55€ steigen soll. Ab dem 1. Juli soll es erstmals einen Mindestlohn von 15€ für Pflegefachkräfte geben und dieser soll auf 15,40€ bis zum 1. April 2022 steigen. In der Altenpflege soll der Mindestlohn von 12€ erst zum 1. September 2021 kommen.

Erinnerung: Als Pflegehilfskraft gilt man ab der einjährigen „Schnellausbildung“.

Einen Rückschlag erfährt der geplante flächendeckende Tarifvertrag für die Altenpflege. Gemeinsam beschlossen von der Gewerkschaft ver.di und der Bundesvereinigung der Arbeitgeber in der Pflegebranche (BVAP), sollte der Tarif für bessere Arbeitsbedingungen in der Altenpflege sorgen und die Löhne anheben. Doch die Arbeitgeberseite der Caritas stellte sich dagegen – als kirchlicher Wohlfahrtsverband hätte die Caritas dem Antrag zustimmen müssen, da ihre Arbeitsverhältnisse vor einem Eingriff des Staates besonders geschützt sind.

In aller Munde ist auch die von Jens Spahn angekündigte Pflegereform. Die neusten Informationen zu der Pflegereform gibt’s hier.

Forderungen an die Politik

Fachkräfte und die Bundespflegekammer fordern unter anderem eine verbesserte Personalausstattung. In Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen seien verbindliche Personalbemessungsgeräte nötig. Außerdem muss die Pflege mehr als Angebot der Daseinsvorsorge betrachtet und nicht als Wirtschaftsunternehmen gesehen werden. In den vergangenen Jahren sei „immer mehr auf Wirtschaftlichkeit und Effizienz getrimmt worden“, so die Bundespflegekammer. Wünschenswert wäre, laut der Bundespflegekammer, auch mehr Beteiligung der Pflege bei politischen Entscheidungen. Hierzu müssten in allen Ländern Pflegekammern eingerichtet und ein starke Bundespflegekammer gefördert werden.

#nichtselbstverständlich

Durch Corona sind Pflegeberufe mehr in den Vordergrund getreten. Einmal mehr wurde deutlich, wie systemrelevant Pflegekräfte für uns sind. Wir standen an den Fenstern und haben applaudiert, ein Zeichen der Anerkennung, bei dem es aber nicht bleiben darf. Es braucht vernünftige Löhne, Personal und allem in allem eine angemessene Pflegereform. Weg von dem zynischen Trimmen auf Wirtschaftlichkeit und Effizienz, hin zu mehr Menschlichkeit und besseren Arbeitsbedingungen. Zuhören sollte man vor allem den Menschen, die in der Pflege arbeiten.

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Du bist auf der Suche nach einem Job mit SINN? Dann schau bei unserem grünen Stellenportal vorbei.

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