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Zertifizierung der Nachhaltigkeit

GASTBEITRAG | Kaum ein Begriff hat sich in den letzten Jahren so stark entwickelt wie der Begriff Nachhaltigkeit. Wie die Nachhaltigkeit von Unternehmen überprüft und zertifiziert werden kann, erfährst du hier.

GASTBEITRAG | Kaum ein Begriff hat sich in den letzten Jahren so stark entwickelt wie der Begriff Nachhaltigkeit. Wie die Nachhaltigkeit von Unternehmen überprüft und zertifiziert werden kann, erfährst du hier.

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03.12.2020 | Ein Gastbeitrag von Rechtsanwalt Andreas Orbig | Bilder: Andreas Orbig, Unsplash

Zertifikate und Auszeichnungen stellen seit jeher eine Bestätigung und Anerkennung für die eigene Unternehmensführung und die hierfür aufgebrachten Leistungen zur Erreichung der angestrebten Ziele dar. Der Kundschaft hingegen dient die Zertifizierung als Anreiz und Vorbildfunktion. Im Bereich der Nachhaltigkeit wird dies besonders relevant, da die Imagepflege und das Ansehen eines Unternehmens stark von derartigen Kennzeichen abhängig gemacht wird Ob die Unternehmen tatsächlich die Regelwerke und Richtwerte, die den Zertifizierungen nach außen hin zu Grunde liegen, einhalten, ist jedoch nicht immer sicher gestellt.

What’s Green and Greenwashing?

In einer perfekten Welt stellen die Zertifizierungen ein Qualitätsmerkmal dar, das verlässlich die Unternehmensführung, die Umweltschutzmaßnahmen und den Umgang mit der Belegschaft und Mitmenschen bekundet. Doch meist fehlt es an der freiwilligen Umsetzung im Inneren des Unternehmens, während nach außen hin ein scheinbar altruistischer Akt der Nächsten— und Umweltliebe suggeriert wird.

Einige Signaturen in Emails und Briefen tragen Zusätze wie „KLIMANEUTRAL“ oder „CO2-FREI“. Natürlich handelt es sich dabei um die finanzielle Unterstützung sozialer Projekte, die von Zertifizierungsunternehmen mit einem Zertifikat gewürdigt wird. Das heißt jedoch nicht, dass dies sofort auf Greenwashing schließen lässt. Denn auch Branchen, die es auf Grund ihrer Branche selbst schwerer haben, „grün“ zu sein, können dennoch nachhaltiger oder gar nachhaltig werden. Diese Form des Ausgleichs der eigenen, nicht vermeidbaren Emissionen kann dabei ein Schritt in die richtige Richtung sein. Einerseits darf dies also kein Freischein sein, sondern sollte ein Entscheidungskriterium mehr bei der Frage darstellen, welches Unternehmen man durch seinen Einkauf unterstützen will. Die Unternehmen sind zu schätzen, die ihren Teil zum Klimaschutz auf diese Weise beitragen.

Vertrauen ist gut…

Die wertvollen Zertifizierungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie transparent und unabhängig Unternehmen und Waren bewerten und dabei regelmäßig überprüfen, ob die Zertifizierung noch dem aktuellem Stand der Werteordnung entspricht. Eine verantwortungsvolle Gestaltung der Unternehmenskultur und -struktur dient dabei nicht nur dem Prestige einer Auszeichnung, sondern kann die Transparenz und Wertschöpfung erhöhen. Damit wird auch in dieser Hinsicht der Unternehmenswert durch das Auffinden von Problemen und einer wirkungsorientierten Lösungsfindung gesteigert.

Beispiele für nachhaltige Zertifizierungen sind FSC, Sustainable Textile Production, Sedex, Nachhaltiges Bauen und Gebäuderzertifizierung, Geprüftes Nachhaltiges Unternehmen, Zertifizierte Nachhaltige Fischerei, Sustainable Travel, Zertifizierte Biomasse, Co2-Compensation und auch das oben erwähnte Klimaneutral-Siegel. Allesamt stehen sie dafür ein, Awareness zu schaffen und mehr Verantwortung und Sicherheit entlang der Lieferkette zu ermöglichen. Die Liste ist mittlerweile schier endlos und bedarf immer einer konkreten Überprüfung, um über die Aussagekraft des Zeichens entscheiden zu können.

Die Aussagekraft bemisst sich vor allem an den dahinterstehenden Unternehmen und Personen. Eine branchenspezifische Zertifizierung in nur einem Sektor oder mit einem intransparenten Prüfverfahren sind nur ein erster Ansatzpunkt, der gegen die Seriosität spricht. Auch, wenn es sich um ein einzelnes Unternehmen ohne weitere Geschäftsbeziehungen oder staatlichen Partnerschaften handelt, ist Vorsicht geboten. Umso mehr ist auf der anderen Seite die Kontrolle durch Dritte oder staatliche Aufsichten ein Zeichen für Anerkennung. Vertrauen entsteht letztlich durch die transparenten Parameter bei der Zertifizierung, der Einhaltung dieser geprüften Werte und durch die Unabhängigkeit der Prüfer und Zertifizierter gegenüber Dritten. Vor allem aber gegenüber den Geprüften.

Das steckt dahinter:

Der Prüfungsmaßstab der zertifizierenden Unternehmen ist meist angelehnt an bereits bekannte Standards und Richtwerte. Um einen umfassenden Nachhaltigkeitsstandard sicherzustellen, müssten alle sozialen, ökologischen und umweltbezogenen Aspekte auditiert und dokumentiert werden. Aufgedeckt werden sollen diejenigen negativen Auswirkungen, die durch das globale und digitale Agieren des Menschen auf die Umwelt und das Umfeld entstanden sind. Dabei werden Lieferketten untersucht, Produktionsprozesse beleuchtet und Grundrechtsverstöße entdeckt. Aber auch die Auswirkungen des Unternehmens selbst und die der Endprodukte wird in Relation zur Relevanz ins Verhältnis gesetzt. Dabei spielen auch die internen Prozesse und Entscheidungen der Führungsebene des Unternehmens eine entschiedene Rolle. Nicht viele Standards sind für die Kundschaft direkt erkennbar, weshalb sie sich um so mehr auf eine umfassende und wahrheitsgetreue Zertifizierung verlassen können muss.

Dieser hohe Aufwand führt oft zu einer Spezifizierung und Spezialisierung, was die Flut an Zertifikaten, Siegeln, Gütezeichen, Labeln, Produktkennungen oder Umweltkennzeichen begründet. Alle versuchen, Lösungen für die sozialen, ökologischen und ökonomischen Herausforderungen der verschiedenen Branchen zu finden.

Neben bekannten inhaltlichen Aspekten ist die Umsetzung und das regelmäßige Überprüfen der Einhaltung der Standards notwendig. Nur durch diese Kontrollen können Abweichungen festgestellt oder neue Standards angelegt werden.

Neu ist immer besser.

Auch die aktuelle Corona-Pandemie hat das Bewusstsein verändert und zu einem Umdenken in Richtung nachhaltigerem Handeln verstärkt.1 Ein wachsender Teil der Kundschaft sieht die Verknappung natürlicher Ressourcen kritischer und entscheidet sich bewusster für nachhaltig erzeugte Produkte, um den eigenen nicht nachhaltigen Überkonsum auszugleichen.Insbesondere das Einkaufsverhalten hat sich deshalb verändert und wird immer mehr in Richtung Nachhaltigkeit gestaltet. Unabhängig der vielen Zertifizierungen für einzelne Waren und Produkte, schmücken sich viele Unternehmen im Lebensmittelsegment mit CO2-Kompensationen und Nachhaltigkeitskonzepten.Auch hier bedarf es eines genauen Blickes auf das Kleingedruckte.

Neue Zertifizierungen bergen das Risiko, den Sinn der Beurkundung für besondere Leistungen in einem gewissen Bereich zu verwässern. Für viele Bereiche existieren bereits mehrere Zertifizierungen, die jetzt schon eine Entscheidungsfindung erschweren. Die Chance, die auf der anderen Seite entsteht, ist, dass jeder Bereich geprüft und zertifiziert werden kann und im besten Fall eine klare und transparente Entscheidungshilfe mit sich bringt.

Fazit

Je mehr Informationen zur Nachhaltigkeit der Kundschaft und Unternehmen zur Verfügung gestellt werden können, um so mehr Sicherheit - als auch Unsicherheit - entsteht. Es liegt an diesen selbst, sich umfassend über die verwendeten Zertifikate und die eigenen Problemfelder, bspw. der Energie- und Umweltbelastung entlang der Lieferkette, zu informieren.

Durch bewussten Konsum und durchdachtem Bezug von Leistungen können alle ihren Beitrag leisten, die Unternehmen dazu zu bringen, Nachhaltigkeits-Standards einzuhalten und zu wahren, um von aussagekräftigen und wirklich nachhaltigen Zertifizierungen ausgezeichnet zu werden.

1 Div. Autoren, EY, Zwischenbilanz COVID-19: Umweltpolitik und Digitalisierung, 06/2020
2 Oliver Janz, Laura Dallmann, Die Bedeutung der Nachhaltigkeit für die Kaufentscheidung im Modehandel, Ergebnisse einer repräsentativen Konsumentenbefragung, In: Schriftenreihe Handelsmanagement, DHBW Heilbronn 2020, S. 17
3 Hyewon Seo, Umweltbundesamt, Dessau, In: Texte 28/2020, Nachhaltiger Handel(n)?! Aktivitäten des Lebensmitteleinzelhandels zum nachhaltigen Konsum im Ernährungsbereich aus Umweltsicht

 

Zum Autor:

Rechtsanwalt Andreas Orbig berät StartUps und Unternehmen auf dem Gebiet des Wirtschafts- und Gesellschaftsrechts, mit besonderem Fokus auf wirkungsorientierten Transaktionen (sog. „Impact M&A“) und Social Venture Capital Investments. Mit seiner jahrelangen Erfahrung in US- und UK- Großkanzleien hat sich RA Andreas Orbig mit seiner Kanzlei „ORBIG LAW“ in München selbstständig gemacht. Seine nachhaltige, soziale und umweltbewusste Lebensweise, sowohl im geschäftlichen, wie im privaten Alltag, ermöglicht eine ressourcenschonende und nachhaltige Rechtsberatung. Als Co-Founder des SuperHubs, einem Social Think Tank, prüft und zertifiziert er die Nachhaltigkeit von Unternehmen.

 

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