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Bienensterben: Die Bienensauna für Imker

Weltweit sterben massenhaft Bienen durch Milbenbefall. Dr. Florian Kiel nutzt eine uralte Behandlungsmethode neu und entwickelte die Bienensauna. Dafür gab es 2015 den Next Economy Award von der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis.

Weltweit sterben massenhaft Bienen durch Milbenbefall. Dr. Florian Kiel nutzt eine uralte Behandlungsmethode neu und entwickelte die Bienensauna. Dafür gab es 2015 den Next Economy Award von der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis.

14.06.2016 aus der Themenreihe GRÜNE STARTUPS - Bilder © Alexander Pietschmann & Bienensauna

Florian, stell doch bitte Dich und dein Startup Bienensauna einmal kurz vor.

Mein Name ist Florian Kiel. Ich bilde zusammen mit dem Erfinder der Bienensauna und seiner Ehefrau das Kernteam. Mit unserer Bienensauna wollen wir den Kampf gegen die Varroa-Milbe gewinnen. Sie gilt als ein Hauptverursacher des massenhaften Bienensterbens. Die herkömmliche Bekämpfung mit Gift oder Säure hat bisher keinen durchschlagenden Erfolg gebracht. Im Gegenteil: sie schädigt die Bienen zusätzlich.

Welches „grüne“ Problem löst Ihr und welche Vision steckt hinter eurem Konzept?

Wir nutzen eine uralte Behandlungsmethode — die Wärme. Unsere Bienensauna können ImkerInnen ohne großen Aufwand oder hohe Kosten einsetzen. Die Biene „schwitzt“ sich gesund, während die wärmeempfindliche Milbe stirbt. Das Ergebnis: gesunde, vitale Bienenvölker. - See more at: http://www.bienensauna.de/#sthash.WObvYLC9.dpuf

Wir nutzen eine uralte Behandlungsmethode — die Wärme. Unsere Bienensauna können ImkerInnen ohne großen Aufwand oder hohe Kosten einsetzen. Die Biene „schwitzt“ sich gesund, während die wärmeempfindliche Milbe stirbt. Das Ergebnis: gesunde, vitale Bienenvölker.

Die Bienensauna ist ein elektronisches Gerät, das wie eine Schublade in einen passenden Boden unter den Bienenkasten eingeschoben wird und mit seiner ausgeklügelten Wärme- und Lüftertechnik eine gleichmäßige Temperatur von 42°C im Bienenstock erzeugt. Bei dieser Temperatur erleiden die Varroamilben einen Hitzeschock, während die Bienen sogar höhere Temperaturen noch gut vertragen. Die Wärme ist nicht nur unschädlich für die Bienen, sondern sogar wohltuend und entwicklungsfördernd. Nach einer Behandlung von 3 Stunden sind über 90% der Milben irreversibel geschädigt und sterben innerhalb von Stunden oder Tagen. Gegen Wärme kann die Varroamilbe keine Resistenzen bilden und Bienenvölker, Wachs und Honig werden nicht durch Rückstände von Säuren oder Chemikalien belastet, wie sie bei der herkömmlichen Varroabekämpfung eingesetzt werden.

Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell?

Wir produzieren und vertreiben die Bienensauna selber. Insofern finanzieren wir uns aktuell hauptsächlich über eine kleine Marge, die wir beim Verkauf einer Bienensauna bereits erwirtschaften können. Gleichzeitig sind wir dabei eine Sharing-Plattform aufzubauen, über das sich einzelne ImkerInnen Geräte tageweise ausleihen können. In der Planung ist zudem eine Varrao-Milben-App fürs Handy. Damit steigen wir in die Erkennung und Erfassung der Milben ein und möchten so eine flächendeckende und systematische Seuchenbekämpfung ermöglichen.

Wie ist dein persönlicher Background und wie kam es zur Gründung?

Ich selber komme aus der Umweltbewegung, war aber zu früh für die Energiewende und bin daher nach einem Studium der Umweltökonomie zunächst Unternehemensberater geworden und habe eine Weile in der Industrie gearbeitet. Vor knapp 4 Jahren entschied ich mich dazu wieder stärker zu meinen Wurzeln zurückzukehren und baute eine kleine Beratung für Sozialunternehmer auf. Gleichzeitig habe ich mein erstes Start-up - eine grüne Sportförderung - gegründet. Wir fanden die Idee besser als die Sportler und so habe ich nach weiteren Ideen Ausschau gehalten. Zu dem Zeitpunkt habe ich Richard kennen gelernt. Aus einem Beratungsprojekt wurde später die gemeinsame Unternehmung.

Wie ist Euer Gründerteam aufgestellt? Welche fachlichen und sozialen Kompetenzen waren für den bisherigen Erfolg ausschlaggebend?

Wir sind ganz unterschiedliche Charaktere und sehen das als Gewinn für das Team und als schlichte Notwendigkeit an. Ruckelfrei geht das nicht und auch die virtuelle Umgebung, in der wir arbeiten, erschwert manchmal die Koordination. Aber wir sind jetzt im zweiten Jahr und suchen nach Büroräumen, bauen langsam eine Produktion auf und kommen so in stabiles Fahrwasser. Richard ist der Tüftler und Erfinder, Cornelia ist in der Kommunikation zuhause und ich baue über die strategische Planung und Finanzierung sowie über meine Erfahrung im Vertrieb darum herum eine Unternehmung auf.

Sucht Ihr aktuell Mitarbeiter und wenn ja, welche Qualitäten sollten diese mitbringen?

Ja, die suchen wir. Aktuell benötigen wir Menschen, die eine Serienfertigung aufbauen können. Gleichzeitig suchen wir jemanden, der unser CRM-Tool aufbauen und betreuen möchte und im Austausch mit den ImkerInnen ist. Und wir bauen unseren Feldversuch weiter aus und dazu benötigen wir einen software-affinen Statistiker, der in Zusammenarbeit mit den ImkerInnen die Ergebnisse auswertet und für Datenqualität sorgt.

Was waren die größten Stolpersteine auf  Eurem bisherigen Weg?

Ganz klar, der Aufbau einer Produktion und Lieferantenqualität. Damit haben enorme Probleme gehabt, die uns fast die Existenz gekostet haben. Nur mit einer unglaublichen Energieleistung und mit rund 70 BauhelferInnen aus der Imkerszene habe wir die ersten 250 Geräte montiert bekommen.

Und welche „Lessons Learned“ habt Ihr daraus gezogen?

Wir hätten mehr Geld benötigt. Geld ist Zeit, ist Ruhe in der Planung, ist bessere Qualität und eine höhere Zufriedenheit mit den Geräten beim Imker. Aber das ist einfacher gesagt als getan. Deutschland ist noch nicht das Gründerparadies. Viele reden ja gerade darüber wie das zu schaffen sei.

Gibt es noch andere grüne oder soziale Themen, die Du gerne mitgestalten würdest?

Na klar, ich begeistere mich dafür Bewegung in eine Sache zu bringen. Das hat mich schon immer umgetrieben. Ich kann es nur schwer akzeptieren, dass uns viele Lösungswege bekannt sind, wir aber gesellschaftlich nur ganz wenige wirklich umgesetzt bekommen. Bei der Integration von Flüchtlingen könnten wir schon viel weiter sein, wenn das ganze ehrenamtliche Engagement der Bürger von der Ministerialbürokratie akzeptiert und angenommen und eingebaut worden wäre. Im Bereich von staatlichen Anreizen für eine umweltbewusstes Wirtschaften, Reisen, Bauen etc. sind wir auch erst ganz am Anfang. Warum machen denn Umweltsteuern nur einen einstelligen Anteil am Steueraufkommen aus? Das ist doch unzeitgemäß

Welchen Tipp würdest Du einem anderen grünen Startup oder Social Entrepreneur mit auf den Weg geben?

Loslegen, rausgehen und den Kunden kennenlernen. Ihn als Menschen sehen, der mit Dir in Beziehung treten möchte, nicht als anonyme Ansammlung von Eigenschaften. Über Beziehungsnetzwerke diese Menschen zu Botschaftern für Deine Sache zu machen ist die Herausforderung. Wenn man das mit einem ehrlichen, transparenten Geschäftsmodell verbinden kann, ist ein Erfolg gut möglich. Groß denken, ist mir auch wichtig. Die Umweltszene hatte für mich immer einen leichten Geschmack von Kleinheit und Ichbezogenheit. Es ist an der Zeit die Masse an Menschen mitzunehmen, die sich eigentlich nicht so sehr für Umwelt interessieren. Das ist es auch, was ich in meiner Beratung versuche zu gestalten und mitzugeben. Eigentlich kann jede klassische Unternehmensidee sich zu einem grünen Geschäftsmodell wandeln.

Vielen Dank!


KONTAKT

Dr. Florian Kiel

Geschäftsführer

M: +49 (0)171 296 99 59

E: florian.kiel@bienensauna.de

W: http://www.bienensauna.de



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