Die Bauindustrie gehört weltweit zu den größten Verbrauchern natürlicher Ressourcen wie Holz, Sand oder Gestein. Damit trägt sie maßgeblich zu mehr als 50 % der globalen Emissionen bei und stellt eine erhebliche Hürde auf dem Weg in eine saubere Zukunft dar.
Das grüne Unternehmen RATISBONA beweist, dass es auch für die Baubranche nachhaltige Gestaltungsmöglichkeiten gibt. Bei RATISBONA wird auf ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft gesetzt und so umweltfreundliches Bauen ermöglicht. Erfahre in diesem Interview mit Julia Vesenjak, Nachhaltigkeitsmanagerin von RATISBONA, wie das Familienunternehmen nach dem Vorbild des Cradle to Cradle (C2C) Designkonzepts Nachhaltigkeitsprinzipien umsetzt und sich dabei bereits als Vorreiter des ökologischen Bauens etabliert hat.
JOBVERDE: Bei RATISBONA setzt ihr seit vielen Jahren auf eine “Neue Kultur des Bauens” Kannst du uns mehr von euch und dieser Überzeugung erzählen?
Julia Vesenjak: Als inhabergeführtes Familienunternehmen mit Sitz in Regensburg sind wir von RATSIBONA Handelsimmobilien ein im deutschen und internationalen Einzelhandelsbereich aktiv vertretener Projektentwickler. Wir stehen ein für eine neue Kultur des Bauens. Das heißt für uns, Märkte zu entwickeln, die ehrliche Lösungen auf zwei Ebenen geben: Gestaltung und Technik.
Märkte, die gestalterisch unverwechselbar und identitätsstiftend sind, bleiben attraktiver und langlebiger.
Märkte, die technisch emissionsfrei und seriell sind, berücksichtigen gesunde Rohstoffe, schließen Material- und Naturkreisläufe, schonen Ressourcen und bleiben wirtschaftlicher. Am Ende sind es Märkte, die gut sind fürs Leben.
RATISBONA revolutioniert mit nachhaltigen Konzepten den internationalen Einzelhandelsbereich (Bild: RATISBONA).
Ihr setzt auf klimafreundliches und kreislauffähiges Bauen. Welche Herausforderungen und Chancen ergeben sich in diesem Bereich?
Unser Sektor, die Baubranche, bedient sich bislang mit einer ungeheuren Zerstörungswut an den Ressourcen des Planeten. Das Bauwesen ist derzeit für rund 60 % des weltweiten Ressourcenverbrauchs, für 50 % des weltweiten Abfallaufkommens, für mehr als 50 % der weltweiten Emissionen von klimaschädlichen Gasen und für mehr als 35 % des weltweiten Energieverbrauchs verantwortlich. Angesichts der großen existenziellen Krisen unserer Zeit – Klimawandel, Artensterben und Vermüllung – können wir es uns aber nicht mehr leisten, Rohstoffe mit extrem hohem Energieaufwand zu verarbeiten, um sie am Ende der Nutzung wie Einwegprodukte zu Abfall zu erklären. In diesem verheerenden Fußabdruck liegt jedoch eine Hoffnung: den mächtigen Hebel zu nutzen, um die Lebensgrundlagen zu bewahren und gleichzeitig unsere Branche zukunftsfähig zu halten. Nutzen wir den Hebel nicht, werden unsere Freiheitsgrade als Unternehmer wie als Bürger*innen immer kleiner. Wir haben also keine Wahl. Wir müssen die bisherigen Gewohnheiten hinterfragen und unsere Gebäude neu denken. Dabei sprechen wir über nichts weniger als eine Bauwende.
Bauen bedeutet für euch neue Wege zu gehen. Kannst du uns das C2C-Designkonzept erklären, welches ihr als Vorbild habt?
Cradle to Cradle beschreibt das Prinzip einer klimapositiven Kreislaufwirtschaft mit gesunden Materialien. Es wurde Ende der 1990er-Jahre von dem deutschen Chemiker und Verfahrenswissenschaftler Michael Braungart und dem US-amerikanischen Architekten William McDonough entwickelt. Unser Ziel ist es, attraktive Märkte durch das C2C-Designkonzept in Verbindung mit Baukultur zu gestalten und so Nachhaltigkeit und Qualität zum neuen Standard zu etablieren. Am Ende entstehen so klimapositive, kreislauffähige und städtebaulich wertvolle Gebäude.
Konkret heißt das…
…das Gebäude produziert mehr Energie, als es verbraucht
…die Fassade bindet CO2 und Feinstaub
…gesunde Innenraumluft & das Mikroklima wird gefördert
…die Bestandteile können in den technischen oder biologischen Kreislauf kommen
…während des Bauprozesses sollten keine Rohstoffe verloren gehen
…der regionale Bezug der Materialien ist zu berücksichtigen
Ihr habt euch auf Einzelhandelsmärkte, die als Nachfolger von traditionellen Marktplätzen agieren, spezialisiert. Was macht das Thema Bau in diesem Bereich so spannend?
Gerade die Einzelhandelsmärkte können wunderbare Beispiele für zirkuläres Bauen sein, da sie einen kurzen Lebenszyklus haben und häufig umgebaut werden müssen. Vor allem machen sich steigende Materialkosten und Rohstoffknappheit bei den häufigen Umbaubedarfen mit vergleichbaren hohem Kostendruck, doppelt und dreifach bemerkbar. Deshalb müssen wir aufzeigen, dass Nachhaltigkeit nicht teurer ist, sondern mehr als wirtschaftlich lohnend. Am Beispiel des Holzbaus kann ich dies bereits heute festmachen: Mit Holz zu bauen wird vor allem bei mehrgeschossigen Gebäuden teuer, da ich deutlich erhöhte Anforderungen zu Schall, Statik und Brandschutz habe. Bei einer eingeschossigen Holzbauweise ist dies nicht der Fall, sodass unsere Holzbauweise (RATISBONA.ECO.BAUWEISE) im Vergleich zu konventionell gebauten Märkten für uns kostengünstiger ist. D.h. ich kann vergleichsweise hohe Nachhaltigkeitsstandard erfüllen, ohne direkt immense Mehrkosten zu produzieren. Dieses Prinzip kann ich auf viele weitere Nachhaltigkeitsaspekte anwenden. Darüber hinaus bietet der Markt all seiner Themenvielfalt den idealen Nährboden, um einen ehrlichen Blick auf das Ganze zu erhalten: Bauliche und architektonische anspruchsvolle Stadtentwicklung, Mobilitäts-, Energie-, Agrar- sowie Ernährungswende, Logistik und Lieferketten, Verpackungsmüll oder Digitalisierung sind Bereiche, die alle in einem Supermarkt aufeinanderprallen. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit und Verantwortung, unser bisheriges Bauen als Projektentwickler für Einzelhandelsimmobilien zu hinterfragen – mehr noch es auf eine neue Stufe zu heben und somit eine neue Kultur des Bauens zu etablieren. Genau diese Herausforderung motiviert uns, anders zu bauen, die bisher anerkannten Regeln des Bauens zu hinterfragen und unsere Gebäude neu zu denken.
Das Team von RATISBONA ist motiviert, die Baubranche nachhaltiger zu gestalten (Bild: RATISBONA).
Euer Handeln richtet ihr nach den Prinzipien “Return on Responsibility” und “Return on Reputation” aus, welche Überzeugungen stehen dahinter?
Return on Responsibility bedeutet für uns, dass es möglich ist, wirtschaftlich erfolgreich zu arbeiten und dabei Ressourcen so zu nutzen, dass die Natur im Gleichgewicht bleibt.
Return on Reputation steht dafür, dass Unternehmen im 21. Jahrhundert eine positive Wirkung auf unsere Gesellschaft haben MÜSSEN. So werden diese mittel- und langfristig auch erfolgreicher sein.
Wie sieht euer Weg in die Zukunft aus? Auf welche Projekte und Zukunftstechnologien wollt ihr euch konzentrieren?
Wir sind führender Ökobau Pionier für nachhaltige Lebensmittelmärkte. Dies reicht uns aber nicht. Wir wollen das Cradle to Cradle Prinzip in die Baubranche tragen. Nach dem Vorbild des C2C-Designkonzepts wollen wir Lösungen für klimapositives und kreislauffähiges Bauen mit gesunden und natürlichen Materialien entwickeln und skalieren.
Vielen herzlichen Dank für das Interview, liebe Julia!
Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an RATISBONA stellen möchtest?
Dann schreib sie in die Kommentare. Wir freuen uns auf den Austausch mit dir!
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