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Auf der Karriereleiter hinauf zum Nachhaltigkeitsleiter

INTERVIEW | Als „typischen“ Job kann man die Arbeit als leitende Person für Nachhaltigkeit (noch) nicht bezeichnen. Doch bald wird dieser außergewöhnliche Job selbstverständlich sein. Hier erfährst du alles, was du über den Beruf als Nachhaltigkeitsleiter*in wissen solltest.

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INTERVIEW | Als „typischen“ Job kann man die Arbeit als leitende Person für Nachhaltigkeit (noch) nicht bezeichnen. Doch bald wird dieser außergewöhnliche Job selbstverständlich sein. Hier erfährst du alles, was du über den Beruf als Nachhaltigkeitsleiter*in wissen solltest.

17.08.2020 | Ein Interview von Fenja Zingsheim und Tabea Dammann

Du möchtest auf der Karriereleiter hoch hinauf, aber gleichzeitig deinen eigenen inneren Ãœberzeugungen treu bleiben? Dann ist der Beruf als Nachhaltigkeitsleiter*in interessant für dich. Wie man es schafft Leiter*in für Nachhaltigkeit zu werden und wie der Alltag in diesem Job aussieht, erklärt dir Dr. Kevin Riemer-Schadendorf, Leiter für Nachhaltigkeit und Kommunikation bei der UmweltDruckerei aus Hannover, im heutigen Interview.
 

JOBVERDE: Dr. Riemer-Schadendorf, Sie sind Nachhaltigkeitsleiter der UmweltDruckerei. Was sind Ihre Aufgabenfelder?

Dr. Kevin Riemer-Schadendorf: Ich verantworte die Bereiche Nachhaltigkeit und Kommunikation. Im Nachhaltigkeitskontext sorge ich dafür, dass unsere Wertschöpfungskette, und damit letztlich unser Printprodukt, unsere hohen ökologischen und sozialen Nachhaltigkeitsstandards erfüllen. Außerhalb der Wertschöpfungskette fördern wir darüber hinaus sozio-ökologische und kulturelle Projekte.

Der Bereich Kommunikation umfasst sowohl Online-, als auch Offlinemaßnahmen. Das heißt ich koordiniere die Öffentlichkeitsarbeit über Werbung bis Social Media. Kommunikation und Nachhaltigkeit sind eng mit einander verzahnt, da ein noch so nachhaltiges Produkt, wenn es nicht richtig erklärt und beworben wird, eben nicht gekauft wird; und entsprechend auch keinen nachhaltigen Effekt erzielen kann.

Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag für Sie aus?

„Typisch“ gibt es zum Glück nicht so wirklich. Primär kümmere ich mich jedoch um Fragen hinsichtlich der Nachhaltigkeit unseres Produktes oder prüfe Kooperationsanfragen. Ein wichtiger Baustein bildet zudem die Kommunikation, insbesondere über unseren Blog oder Facebook, Twitter und Instagram. Ãœber unsere sozialmedialen Kanäle ist es unser Hauptziel, eine nachhaltige Entwicklung zu fördern, indem wir Aufklärungsarbeit leisten oder öko-soziale Projekte vorstellen.

Nun stellen sich viele Leser*innen die Frage, wie der Werdegang zu solch einem Job aussieht. Können Sie uns Ihren erzählen?

Ich denke nicht, dass es hier einen klassischen Werdegang gibt; oder zumindest war es meiner nicht. In meinem kulturwissenschaftlichen Studium habe ich mich viel mit sozialer Ungerechtigkeit auf der Welt beschäftigt und engagierte mich für Amnesty International. Ich habe dann über Kommunikationsstrategien von Unicef meine Magisterarbeit geschrieben. Während meiner anschließenden Marketingtätigkeit verfasste ich meine Dissertation über das Kooperationsmanagement des WWF. In der Zeit war ich viel auf Messen unterwegs, die das Thema Nachhaltigkeit fokussieren. Dort habe ich mit unterschiedlichen Unternehmen und Initiativen gesprochen, wodurch ich letztlich bei der UmweltDruckerei gelandet bin.

Welche Studiengänge und/oder Ausbildungen eignen sich Ihrer Meinung nach besonders, um in Ihr Berufsfeld zu gelangen?

Das lässt sich nicht pauschal beantworten, da Nachhaltigkeit sämtliche wissenschaftliche Bereiche betrifft oder zumindest tangiert. Jemand der Ingenieurswissenschaften studiert, kann sich beruflich ebenso gut im Nachhaltigkeitsbereich engagieren, wie jemand der „klassisch“ seinen Master in Umweltwissenschaften gemacht hat.

Aber was können Interessierte konkret tun, um diese Richtung einzuschlagen?

Bereits während der technischen oder betriebswirtschaftlichen Ausbildung oder dem natur- oder sozialwissenschaftlichen Studium ist es sinnvoll, den Fokus auf das Thema Nachhaltigkeit zu legen. Ganz wichtig ist das eigene Interesse an dem Thema und die Bereitschaft, sich im öko-sozialen Kontext außerhalb der Ausbildung oder des Studiums zu engagieren! Auch ein Blick in eine grüne Jobbörse kann recht zielführend sein.

Ist eine erfolgreiche und gut bezahlte Karriere in der Nachhaltigkeitsbranche möglich oder zählt hier hauptsächlich die innere Überzeugung?

Also jemand, der monothematisch das Ziel verfolgt, mit 30 Jahren unbedingt seine erste Million verdienen zu wollen, sollte vielleicht nicht im Nachhaltigkeitssektor beginnen, denn dort werden glücklicherweise Umwelt, Soziales und Wirtschaft als gleichberechtigte Parameter verstanden. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass ich nach meiner Promotion diverse Jobangebote von konventionell wirtschaftenden Unternehmen erhalten habe, wo ich ein Vielfaches hätte verdienen können. Aber ich möchte nun mal nicht für Unternehmen arbeiten, die ein Teil des Problems unseres Wirtschaftssystems darstellen, sondern lieber für eines, dass eine nachhaltige Lösung anbietet.

Was erfüllt Sie persönlich in Ihrem Job?

Ich mag es besonders, dass meine Arbeit eine praktische Wirkung im Sinne der Nachhaltigkeit erzielt. Das empfand ich ein wenig unbefriedigend an der wissenschaftlichen Arbeit. Meine Dissertation ist trotz mehrjähriger Arbeit und bei allem Optimismus höchstens hundert Mal gelesen worden, obwohl da meines Erachtens ganz brauchbare Dinge drinstanden. Wenn wir jedoch mit der UmweltDruckerei beispielsweise über Facebook dazu aufrufen, auf Einwegplastik zu verzichten, dann lesen das mit nur einem Post gleich Zehntausende!

Sehen Sie Potenzial, dass das Berufsfeld in der Zukunft mehr verbreitet wird?

Eindeutig ja! Für die Generation 50+ ist es vielleicht schwierig, sich zu ändern oder sich geistig komplett neu auszurichten. Doch die „Fridays for Future“- Generation wird mit Nachhaltigkeit groß und muss hinsichtlich der Dringlichkeit für Umwelt- und Klimaschutz nicht mehr groß sensibilisiert werden. Das Thema Nachhaltigkeit wird daher kurz- bis mittelfristig einfach selbstverständlich sein. Unternehmen, die diesen Umstand verkennen, werden es zukünftig schwer haben.

 

 

Hier kannst du  auch etwas über den Beruf als Green Building Manager erfahren.
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Bilder: Umweltdruckerei und Unsplash



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