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Eurythmie, eine anthroposophische Bewegungskunst

Erfahre mehr über die spirituelle Welt der Eurythmie – eine harmonische Verschmelzung von Sprache, Musik und Bewegung, die Körper und Geist in Einklang bringen soll und eine besondere Form des Ausdrucks schafft.

Erfahre mehr über die spirituelle Welt der Eurythmie – eine harmonische Verschmelzung von Sprache, Musik und Bewegung, die Körper und Geist in Einklang bringen soll und eine besondere Form des Ausdrucks schafft.

28.03.2024 | Ein Beitrag von Marie Kiss | Bild: Robert Collins, unsplash

Eurythmie ist ein Begriff der wahrscheinlich im ersten Moment von vielen Menschen mit Namen Tanzen und Waldorfschule in Verbindung gesetzt wird. Dass sich hinter diesem Begriff weitaus mehr verbirgt, das wissen die Wenigsten. Erfahre in diesem Beitrag mehr über die spirituelle Bedeutung bis hin zu ihrer Anwendung der Eurythmie in Kunst und Pädagogik und lerne diese ganzheitliche Tanzkunst und ihre vielfältigen Anwendungen genauer kennen. Erkunde selbst, wie und ob die Eurythmie die Verbindung zwischen Körper, Geist und Seele stärken kann und welche Rolle sie in einer sich wandelnden Welt spielt.

Eurythmie Bedeutung - Was ist der Sinn?

Eurythmie ist eine Kunstform oder besser gesagt eine spirituelle Tanzkunst, die einst von Rudolf Steiner mithilfe von Marie von Sivers entwickelt wurde. Das Wort Eurythmie setzt sich aus zwei Wörtern zusammen – „eu“ für „gut oder richtig“ und aus „rythmus“, stehend für „richtiges Verhältnis“. Eurythmie ist demnach eine Kunstform, dessen Ziel es ist, Elemente der Sprache und der Musik durch körperliche Ausdrucksbewegungen sichtbar zu machen und darüber hinaus die Menschen mit Geschehnissen und Wesenheiten in andere, höhere spirituelle Welten zu versetzen.

Die Eurythmie wird heute in verschiedenen Bereichen angewendet und ist in drei Hauptrichtungen unterteilt. Zum einen wird sie als Bühnenkunst verstanden, zum anderen als therapeutische Methode (Heileurythmie) und als letztes als ein integraler Bestandteil der Waldorfpädagogik. Eurythmie werden von Anhänger*innen dieser Kunstform ausgleichende, harmonisierende und vitalisierende Eigenschaften zugeschrieben, die dabei helfen sollen, die eigene Mitte zu finden und zu stabilisieren und gleichzeitig auch die Wahrnehmung gegenüber anderen zu schärfen. Durch die Verbindung von Seelischem und Körperlichem soll die Eurythmie die Erlebnisfähigkeit für die Qualitäten von Sprache und Musik sowie für Bewegungen und den Mitmenschen verstärken. Insgesamt bietet die Eurythmie eine Vielzahl von Qualitäten und Kompetenzen, die zur persönlichen Entwicklung und zum Verständnis der Welt beitragen können. Sie ist somit weit mehr als nur eine Tanzform, sondern eine ganzheitliche Kunst, die Körper, Geist und Seele miteinander verbinden soll.

Die Eurythmie Ausbildung - Was macht ein Eurythmie Lehrer?

Die Kunstform der Eurythmie kann auf verschiedene Weisen gelernt werden. So werden Eurythmielehrer*innen speziell ausgebildet, um beispielsweise an Waldorfschulen Eurythmie unterrichten zu können. Die Ausbildung zum/r Eurythmielehrer*in erfolgt gemäß den Richtlinien der Lehrgangsträger*innen und erstreckt sich in Vollzeit über etwa 4-5 Jahre, in Teilzeit über 5-7 Jahre. Eine pädagogische Zusatzqualifikation ist für die Arbeit an Freien Waldorfschulen unerlässlich, während auch die Option besteht, Eurythmie an Hochschulen zu studieren.

Worin bestehen die Aufgaben eines/r Eurythmielehrer*in? Eurythmielehrer*innen vermitteln Kindern und Erwachsenen die Bewegungskunst Eurythmie, die die Gesetzmäßigkeiten von Sprache und Musik in Bewegung umsetzt. Sie fördern das Körperbewusstsein, die Motorik, die Konzentrationsfähigkeit und die seelische Beweglichkeit ihrer Schüler*innen durch gezielte Übungen, oft in spielerischer Form. Dabei nutzen sie Gedichte, Reime und Verse, um Bewegungsimpulse zu wecken, und vermitteln Rhythmen sowie Bewegungsmöglichkeiten durch Gesten, Gebärden und Haltungen. Zusätzlich planen und koordinieren sie sämtliche Unterrichtsinhalte, bereiten Praxisphasen vor und nach, erstellen Stundenpläne und entwickeln Choreografien für den Unterricht. Bei Leitungsaufgaben übernehmen sie die Verantwortung für Eurythmieschulen in personeller, finanzieller und konzeptioneller Hinsicht. Das Gehalt von Waldorflehrer*innen und somit auch von Eurythmielehrer*innen liegt, je nach Region, zwischen 3300 und 4500 Euro brutto. 

Alles rund ums Eurythmie Studium

Wie zuvor bereits erwähnt gibt es ebenso die Möglichkeit die Kunstform der Eurythmie an Hochschulen in Deutschland zu studieren. Es gibt sowohl das Angebot Eurythmie als Bachelor- oder auch als Masterstudiengang zu absolvieren. Die Regelstudienzeit eines Eurythmie Studiums beträgt in den meisten Fällen acht Semester, wobei dies vom expliziten Studiengang abhängt. Ein Eurythmie Studium kann beispielsweise an der Alanus Hochschule absolviert werden. Das Eurythmiestudium an der Alanus Hochschule bietet eine umfassende Auseinandersetzung mit der Bewegungskunst, die die Seele in Sprache und Musik sichtbar macht. Es vermittelt eine eigenständige Kunstform und bereitet die Studierenden auf vielfältige Berufsfelder in Kunst, Pädagogik, Therapie und sozialen Zusammenhängen vor. Im Grundstudium werden praktisch-künstlerische Arbeiten, Vorlesungen und Seminare durchgeführt, wobei ein Schwerpunkt auf Ensemblearbeit und Projektarbeit liegt. Es gibt eine intensive Beschäftigung mit klassischer und zeitgenössischer Musik sowie Lyrik, begleitet von interdisziplinärem Austausch und Praxisphasen in verschiedenen Bereichen der Eurythmievermittlung. Das Studium umfasst auch eine vertiefte Auseinandersetzung mit Sprache und Literatur sowie einen lebendigen Umgang mit der Anthroposophie. Durch Musikpraxis, Musiktheorie und Seminare des Studiums Generale wird eine ganzheitliche Ausbildung gewährleistet. Absolvent*innen erwerben eine staatlich anerkannte Qualifikation und haben vielfältige berufliche Möglichkeiten in den genannten Bereichen.

Foto von Sigmund auf Unsplash

Das Unterrichtsfach Eurythmie in Walddorfschulen

Die Bewegungskunst Eurythmie, die es ermöglicht Musik und Sprache durch bestimmte Gesten, Gebärden und Choreografien sichtbar zu machen, wird in Waldorfschulen schon lange als Unterrichtsform vermittelt. Als Ausdrucksmittel des Menschen werden Sprache und Musik durch die Darbietung eines geschulten Eurythmisten oder Ensembles zu einem bewegten Gesamtkunstwerk vereint.

Seit der Gründung der ersten Waldorfschule im Jahr 1919 ist die Eurythmie ein fester Bestandteil des Lehrplans aller Waldorfschulen weltweit. Der Unterricht in Eurythmie soll den Schüler*innen ein grundlegendes und tiefgehendes Verständnis von Musik und Sprache vermitteln und dabei gleichzeitig ihre Koordination, ihr Raumbewusstsein und die Beweglichkeit schulen. Das Selbstbewusstsein soll im Hinblick auf den individuellen Ausdruck und die Bühnenpräsenz ebenfalls gestärkt hervorgehen. Zudem fördert die Ensemblearbeit die Integration, die Zusammenarbeit und den Zusammenhalt der Schüler*innen in Gruppen oder Klassen. Von Eurythmiepraktizierenden und Eurythmielehrer*innen wird angenommen, dass Eurythmie eine heilende und entwicklungsfördernde Wirkung innewohnt, die bereit Rudolf Steiner beschrieben hat. Weiter wird in Waldorfschulen angenommen, dass die gezielte motorische Ausbildung die kognitiven, emotionalen und willensmäßigen Fähigkeiten der Schüler*innen positiv beeinflussen. Durch Eurythmie, die bereits in Waldorf-Kindergärten spielerisch geübt wird und dann als Schulfach weiter ausgeweitet wird, schult der Körper als Instrument die Wahrnehmungsfähigkeit der Sinne und erweitert die Ausdrucksmöglichkeiten der Schüler*innen. Diese Fähigkeiten dienen dann in den Waldorfschulen als Grundlage für andere Unterrichtsfächer wie Geometrie, Deutsch oder Mathematik.

Foto von CDC auf Unsplash

Kritik an Eurythmie

Eurythmie als spirituelle Kunstform und Unterrichtsform an Waldorfschulen stößt selbstverständlich im gesellschaftlichen Kontext nicht nur auf Zuspruch, sondern ebenso auf einiges an Kritik.

Kritik an Eurythmie kann auf verschiedenen Ebenen geäußert werden. Einerseits wird oft bemängelt, dass Eurythmie als esoterische Praxis angesehen wird, die nicht den wissenschaftlichen Standards entspricht, ihr Funktions-und Wirkweise ist wissenschaftlich nicht nachgewiesen und belegbar. Dies führt dazu, dass einige Menschen sie als gänzlich irrelevant oder unwirksam betrachten. Darüber hinaus wird häufig argumentiert, dass Eurythmie eine eher elitäre Kunstform ist, die nicht für alle zugänglich ist und daher eine begrenzte Reichweite und Wirkung hat. Das Praktizieren dieser Kunstform an Waldorfschulen ist dafür nur ein Beleg – die meisten Kinder, die diese Schulen besuchen, entstammen der gutbürgerlichen Mitte, wodurch die Eurythmie nur einem Bruchteil der Kinder zugänglich ist.  Des Weiteren wird an diesen Schulen und anderen Bildungseinrichtungen kritisiert, dass Eurythmie zudem noch als ein obligatorisches Fach unterrichtet wird, ohne dass die Schüler*innen eine echte Wahl haben, ob sie diese Kunstform auch erlernen möchten. Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die enge Verbindung von Eurythmie mit der Anthroposophie von Rudolf Steiner. Anthroposophie ist eine Weltanschauung, die von Steiner entwickelt wurde und Aspekte von Spiritualität, Philosophie und Wissenschaft integriert. Einige Menschen betrachten Anthroposophie als religiöse oder spirituelle Bewegung, während andere skeptisch gegenüber ihrem esoterischen Charakter sind. Diese enge Verbindung zwischen Eurythmie und Anthroposophie kann dazu führen, dass die Eurythmie als Teil einer bestimmten Glaubensrichtung wahrgenommen wird, was bei manchen Menschen Bedenken hinsichtlich ihrer Neutralität oder wissenschaftlichen Fundierung aufkommen lässt. Letztlich wird auch oft angemerkt, dass Eurythmie in der modernen Gesellschaft kaum einen praktischen Nutzen hat und daher nicht als wesentlicher Bestandteil der Bildung oder Kultur betrachtet wird und werden sollte.  Dies führt dazu, dass die Förderung von Eurythmie in Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen oft auf Desinteresse und Widerstand stößt.

Eurythmie – ein Fazit

Die Eurythmie, als eine spirituelle Tanzkunstform, hat eine reiche Geschichte und eine Vielzahl von Anwendungen in verschiedenen Bereichen wie Kunst, Therapie und Pädagogik, wobei ihr eine spirituelle Dimension innewohnt.

Trotz ihrer kulturellen und ästhetischen Bedeutung ist die Eurythmie jedoch heute noch nicht frei von Kritik. Einige sehen sie als esoterische Praxis, die außerhalb der Anthroposophie wenig Sinn ergibt, während andere ihre begrenzte Zugänglichkeit und die obligatorische Einführung in bestimmten Bildungseinrichtungen bemängeln, sowie ihren praktischen Nutzen. Dennoch kann die Eurythmie, in den Augen ihrer Befürworter*innen, eine einzigartige Möglichkeit sein, die Verbindung zwischen Körper, Geist und Seele zu stärken und die Wahrnehmung für die Qualitäten von Sprache, Musik und Bewegung zu vertiefen. Ihre therapeutischen und pädagogischen Anwendungen sind vielfältig und bieten Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung und zum Verständnis der Welt. Die Ausbildung von Eurythmielehrern und die Integration der Eurythmie in den Lehrplan von Waldorfschulen sind Schritte zur Förderung und Verbreitung dieser Kunstform. Durch die gezielte motorische Ausbildung und die Förderung des individuellen Ausdrucks können die Waldorf Schüler*innen von den möglichen positiven Auswirkungen der Eurythmie profitieren und ihre Fähigkeiten auch in anderen Bereichen und Fächern der Waldorfschule weiterentwickeln.

In Zukunft wird es wichtig sein, die Eurythmie weiterhin kritisch zu reflektieren und ihre Anwendungen in einer sich ständig wandelnden Welt zu überdenken. Eine breitere Zugänglichkeit und eine Offenheit für verschiedene kulturelle und spirituelle Perspektiven können dazu beitragen, die Vielfalt und den Reichtum der Eurythmie als Kunstform und pädagogisches Werkzeug zu fördern.

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