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Inklusion am Arbeitsplatz

Ein inklusives Arbeitsumfeld mit vernünftigen und fairen Bedingungen für Menschen mit Behinderungen zu schaffen, ist heutzutage wichtiger denn je. In diesem Artikel erfährst du mehr über die Inklusion von Menschen mit Behinderungen am Arbeitsplatz.

Ein inklusives Arbeitsumfeld mit vernünftigen und fairen Bedingungen für Menschen mit Behinderungen zu schaffen, ist heutzutage wichtiger denn je. In diesem Artikel erfährst du mehr über die Inklusion von Menschen mit Behinderungen am Arbeitsplatz.

08.04.2022 | Ein Beitrag von Iris Verhülsdonk | Bild: Marcus Aurelius, Pexels

Die Inklusion von Menschen mit Behinderungen auf dem Arbeitsmarkt ist im Jahr 2022 aktueller denn je. Trotz steter Bemühungen seitens verschiedener Projekte und Verbände, die sich für faire Arbeitsbedingungen für Menschen mit Behinderung einsetzen, sind diese noch immer nicht zur Gänze zufriedenstellend. Es besteht weiterhin viel Raum für potenzielle positive Weiterentwicklungen. Welche Wünsche und Erwartungen Menschen mit Behinderungen bezüglich potenzieller Arbeitgeber und ihrer Arbeitsplätze hegen und wie Inklusion erfolgreich funktioniert, erfährst du im folgenden Artikel.

Die Bedeutung von Integration und Inklusion 

Doch was genau bedeutet eigentlich “Inklusion”? Als Inklusion bezeichnet man das Einbeziehen von Menschen mit Behinderungen, nicht nur auf dem Arbeitsmarkt, sondern in allen Bereichen des Lebens. Jeder Mensch, ganz gleich, welcher Abstammung, welches Aussehens oder welcher Behinderung, soll in die Gesellschaft integriert werden und ein gleichberechtigter Teil davon sein. Es spielt keine Rolle, welche Sprache jemand spricht, denn das für uns Unbekannte dieser Person ist nichts Schlechtes. Ganz im Gegenteil, es ist eine Bereicherung und dafür müssen wir offen sein und Möglichkeiten zur Inklusion schaffen. Integration und Inklusion sind jedoch nicht miteinander gleichzusetzen, obwohl sie durchaus Ähnlichkeiten aufweisen. Integration beschreibt die erfolgreiche Eingliederung von Menschen in ein soziales, stabiles System, sie sind also Teil einer Gesellschaft geworden. Um integriert zu bleiben, passen sie sich an die Gepflogenheiten, Normen und Regeln dieses Systems an und übernehmen dessen Werte. Bei einer Inklusion dagegen werden nicht die Menschen an das System angepasst, sondern das System an die Menschen. Das heißt, dass Wohnräume, Arbeitsplätze, öffentliche Orte und Freizeitangebote so gestaltet werden, dass Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt in dieser Umgebung leben und am öffentlichen Leben teilnehmen können.

Integration ist bereits ein guter Schritt in die richtige Richtung, doch dadurch wird oftmals nur ein geringer Teil Menschen mit Behinderungen tatsächlich miteinbezogen. Deshalb ist Inklusion statt Exklusion so wichtig, dadurch wird ein besseres Miteinander geschaffen. Das bezieht sich nicht nur auf Umgang und Sozialverhalten, sondern vor allem wortwörtlich auf Barrieren in Jobs, Schulen und Freizeit. Offenheit für neue Ideen und Veränderungen ist die Devise der Inklusion, das Unbekannte ist nicht fremdartig, sondern normal. 

Voraussetzungen für eine erfolgreiche Inklusion von Menschen mit Behinderungen am Arbeitsplatz

Auf dem Arbeitsmarkt wird die Inklusion Menschen mit Behinderungen leider noch nicht überall vernünftig gehandhabt. Für Unternehmen und Arbeitgeber*innen mit mehr als 20 Mitarbeiter*innen gilt, dass sie gesetzlich dazu verpflichtet sind, bei einer solchen Betriebsgröße mindestens fünf Prozent der Arbeitsplätze an Behinderte zu vergeben. Damit handeln sie im Sinne und Dienst der Inklusion. Halten sie diese Gesetzesvorlage jedoch nicht ein, drohen ihnen Geldbußen, die jedoch manche trotzdem in Kauf nehmen. Leider ist die Inklusion abseits der meisten großen Firmen noch nicht erfolgreich, was auf Informationsmangel oder fehlende Akzeptanz zurückgeführt werden kann. 

Besonders wichtig ist hierbei natürlich die Frage, welche Voraussetzungen ein inklusiver Arbeitsplatz für Behinderte überhaupt erfüllen muss. Viele Arbeitgeber*innen wollen zwar Arbeitnehmer*innen mit Behinderungen integrieren, sind sich jedoch nicht völlig darüber im Klaren, wie das richtig vonstatten geht. Um einen vernünftigen Eindruck davon zu erhalten, welche Erwartungen Menschen mit Behinderungen an die Arbeitgeber stellen, sollte man direkt bei der Quelle nachfragen: nämlich bei den Menschen selbst. Viele Behinderte wünschen sich vornehmlich einen Arbeitsplatz abseits der Behinderten-Werkstätten. Diese sind gute Institutionen und leisten einen wichtigen Beitrag zur Inklusion, bieten Behinderten jedoch keine Möglichkeiten, um abseits dieser Werkstätten an anderen Arbeitsplätzen eingesetzt zu werden. 

Die Inklusion von Menschen mit Behinderungen kann erfolgreich gelingen (Bild: Yan Krukov, Pexels).

Wie gelingt also die erfolgreiche Teilhabe an der Inklusion? Zum einen müssen Arbeitgeber*innen professionell und systematisch vorgehen, um Schwerbehinderte einzustellen. Dazu gehören folgende Punkte: den Dialog mit Mitarbeiter*innen und Institutionen suchen, mögliche Barrieren innerhalb des eigenen Unternehmens erkennen und entfernen, wichtige Entscheidungen treffen und die Implementierung sowie Evaluation. Der Dialog soll dazu dienen, herauszufinden, wie das Arbeitsumfeld individuell gestaltet und an die Bedürfnisse der jeweiligen Mitarbeiter*innen mit Behinderungen vernünftig angepasst werden kann. Barrieren am Arbeitsplatz können materieller, immaterieller oder organisatorischer Natur sein. Deshalb sollte der Arbeitsplatz sorgfältig überprüft werden, um eine gleichberechtigte Teilnahme am Arbeitsleben zu ermöglichen. 

Materielle Barrieren sind Mobilitätsbehinderungen, Sehbehinderungen und Dyslexie, die durch Anpassungen der Zugänge zu Gebäuden und Innenräumen behoben werden können. Immaterielle sind Lernschwächen, Epilepsie und Hörbehinderungen, die durch verschiedene Maßnahmen und Umstellungen der Arbeitsaufgaben verbessert werden können. Organisatorische Barrieren sind psychische Erkrankungen oder Muskelschwund, die durch eine Verbesserung der Arbeitszeiten, des Arbeitsortes oder Aufgabenstellung aufgehoben werden können. Die darauffolgenden Entscheidungen können Unternehmen mithilfe des Wissens des technischen Beratungsdienstes getroffen und umgesetzt werden. Eine andere Möglichkeit bietet das Integrationsamt oder die Rehabilitationsträger, die bei diesen Maßnahmen auch Zuschüsse gewähren. Bei der Implementierung und Evaluation wird den Mitarbeiter*innen die Möglichkeit geboten, die vereinbarten Maßnahmen zu testen und ein Feedback zu geben, sodass gegebenenfalls weitere Anpassungen vorgenommen werden müssen. So können Behinderte und Schwerbehinderte erfolgreich am Arbeitsleben teilnehmen, ohne Ausgrenzung erfahren zu müssen.

Gelder für Menschen mit Behinderungen und Schwerbehinderungen

Statistisch gesehen ist die Zahl der Arbeitslosen unter Schwerbehinderten doppelt so hoch als üblich. Die meisten geben ihre Behinderung im Bewerbungsschreiben gar nicht erst an, da sie sich vor Vorurteilen und klischeebehafteter Ablehnung fürchten. Viele können nicht in ihrer gewünschten Profession arbeiten, weil das Verschweigen ihrer Behinderungen einen groben Fehler im Bewerbungsverfahren darstellt, wodurch potenzielle Unternehmen vor den Kopf gestoßen werden können, oder die Voraussetzungen des Arbeitsplatzes nicht inklusiv sind. Deshalb schaffen es leider nicht alle Behinderten, einen Arbeitsplatz abseits der Behinderten-Werkstätten zu finden. In solchen Fällen stehen ihnen, ebenso wie allen anderen, verschiedene finanzielle Leistungen zur Lebenssicherung zu. Sie besitzen dieselben Arbeitsrechte wie alle anderen Teilnehmer des öffentlichen Lebens.

Doch welche Gelder stehen ihnen eigentlich generell zu und wie lange können vor allem Menschen mit Schwerbehinderungen Arbeitslosengeld erhalten? Es gibt spezielle Leistungen für Menschen mit Behinderungen,die sie aufgrund des zusätzlichen finanziellen und organisatorischen Aufwands beantragen können: die sogenannten Nachteilsausgleiche. Diese Leistungen sind so ähnlich wie Steuerentlastungen oder Vergünstigungen und müssen durch einen Schwerbehindertenausweis nachgewiesen werden. Die Leistung fällt entsprechend dem Merkzeichen auf dem Schwerbehindertenausweis aus. Es gibt auch das Persönliche Budget: Dieses Budget ersetzt Sachleistungen durch Geld, wodurch die Empfänger*innen selbstständig über die Leistungen entscheiden können, die sie empfangen möchten. Das Persönliche Budget beträgt zwischen 200 Euro und 800 Euro im Monat und kann bei Krankenkassen, Versicherungen und verschiedenen Ämtern wie dem Integrationsamt beantragt werden. Sozialleistungen können ebenfalls empfangen werden. Dazu zählen Arbeitslosengeld II und die Grundsicherung. Arbeitslosengeld bekommen diejenigen, die trotz ihrer körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen einer Arbeit nachgehen können, jedoch ist das Einkommen zu gering, um den Lebensunterhalt zu sichern. Zusätzlich zum Arbeitslosengeld II können behinderungsbedingte Mehrbedarfe beantragt werden. Die Grundsicherung dagegen ist für Menschen, die aufgrund ihres Alters oder ihrer Beeinträchtigung keine Arbeit ausführen können und somit keine Lebensgrundlage besitzen. Allerdings dürfen auch Behinderte, die in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen arbeiten, diese Grundsicherung beantragen. 

Inklupreneur - ein Projekt von Behinderten für Behinderte

Das Pilotprojekt Inklupreneur hat sich auf dieses Thema spezialisiert: die Inklusion von Menschen mit Behinderungen auf dem Arbeitsmarkt. Sie arbeiten mit Menschen mit Behinderungen zusammen, die sich alle dafür einsetzen möchten, dass Unternehmen bei ihren Arbeitsplätzen mehr auf Inklusion achten. Doch was genau bedeutet der Name Inklupreneur? Inklupreneur ist ein Zusammenschluss der Wörter Inklusion und Entrepreneurship und drückt dadurch das vorrangige Ziel des Projekts aus: Inklusion von Anfang an bei Unternehmen und Arbeitgebern einzubeziehen. 

Um ihr Ziel zu erreichen und Inklusion möglich zu machen, bietet Inklupreneur Workshops, auch Inklupreneur Canvas genannt, für interessierte Arbeitgeber*innen und Unternehmen an. Bei diesen Workshops können Interessent*innen gemeinsam mit verschiedenen Mentor*innen und Fachexpert*innen mit Behinderungen unterschiedliche Schwerpunkte bearbeiten, Fragen und Abläufe zur Inklusion besprechen und ihre eigenen Arbeitsabläufe und Arbeitsplätze analysieren sowie verbessern lassen. Dadurch kann geklärt werden, welche Jobs tatsächlich inklusiv besetzt und wo entsprechende Bedingungen geschaffen werden können. Die Unternehmen können also auf der Basis der Inklupreneur Canvas ein Inklusionskonzept ausarbeiten, das auf sie persönlich zugeschnitten ist. Die Inklupreneur Canvas haben jeweils unterschiedliche Phasen mit eigenen Schwerpunkten, bei denen verschiedene Fragen bearbeitet werden. Folgende Fragestellungen und Themenfelder werden dabei behandelt: 

  • Welche Stellen können inklusiv besetzt werden?
  • Wie muss diese Stelle gestaltet werden?
  • Visability/Sichtbarkeit: Identifikation bei den Mitarbeiter*innen sollte vorhanden sein, verschiedene Stellen können durchaus mit Behinderten besetzt werden, an die man nicht direkt denkt
  • Menschen möchten nicht beschützt werden, sondern sollen am normalen Arbeitsleben teilnehmen, mehr Bedarf für Veränderungen
  • Team-Onboarding
  • Bewerbungsprozesse unterstützen, Bewerbungsgespräche mit psychischen und körperlichen Behinderungen simulieren
  • Förderbedarfanalyse

Der Ablauf des Inklupreneur Canvas ist folgender: Während der ersten Phase beginnen die Unternehmen im StarterCamp damit, das persönliche Inklusionskonzept mit den Fachexpert*innen auszuarbeiten. In der zweiten Phase folgt dann die Umsetzungsbegleitung, in der sie durch Personal Coachings und monatliche Community-Meetings seitens der Fachexpert*innen gefördert werden. Der Kern dieses Projekts ist der Erfahrungs- und Wissensaustausch, von dem beide Seiten nur profitieren können. Alle Mentor*innen leben selbst mit unterschiedlichen Schwerbehinderungen und unterstützen die Unternehmen mit ihren eigenen Erfahrungen. Gerade dieser jahrelange Erfahrungswert und das breitgefächerte Wissen machen das Projekt Inklupreneur besonders wertvoll für den Dienst der Inklusion. 

Eine Behinderung darf keinen sozialen Ausschluss bedeuten (Bild: Vlada Karpovich, Pexels).

Inklusion und Gleichberechtigung am Arbeitsplatz für Menschen mit Behinderungen

Zusammengefasst lässt sich also sagen, dass Inklusion am Arbeitsplatz weit mehr umfasst als das “bloße” Einstellen von Mitarbeiter*innen mit Behinderungen. Arbeitgeber*innen und Unternehmen müssen sich vernünftig mit Inklusion und deren Voraussetzungen auseinandersetzen und dafür sorgen, dass das Arbeitsumfeld an die Beeinträchtigungen ihrer Mitarbeiter*innen mit Behinderungen angepasst wird. Behinderungen sind kein Grund, potenzielle Arbeitnehmer*innen abzulehnen aufgrund von Unwissenheit, Unsicherheit, unklaren Stellenausschreibungen oder schlechter Kommunikation. Es liegt in der Verantwortung der Unternehmen, mit ihren Mitarbeiter*innen über individuelle Bedürfnisse und mögliche Veränderungen am Arbeitsplatz zu sprechen und diese danach entsprechend umzusetzen. Hilfs- und Weiterbildungsangebote für die Handhabung mit Inklusion gibt es und diese sollten auch genutzt werden, wenn Bedarf und Interesse besteht. Menschen mit Behinderungen sind gleichberechtigte Teilnehmer des öffentlichen Lebens und sollten keine Angst davor haben, erfolgreich einer Arbeit nachgehen zu wollen.

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Für alle, die mehr über Inklusion erfahren wollen: Inklusion von Anfang an

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