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Wasser 3.0 im Kampf gegen Mikroplastik und Mikroschadstoffe

INTERVIEW | Wasser ohne Mikroschadstoffe und Mikroplastik! Das ist die Mission von Wasser 3.0. Erfahre hier, wie auch du das GreenTech Unternehmen unterstützen kannst.

INTERVIEW | Wasser ohne Mikroschadstoffe und Mikroplastik! Das ist die Mission von Wasser 3.0. Erfahre hier, wie auch du das GreenTech Unternehmen unterstützen kannst.

29.04.2021 | Ein Interview geführt von Maleen Focken | Bilder: Wasser 3.0, Unsplash

Sauberes Wasser droht weltweit Mangelware zu werden. Das gemeinnützige Unternehmen Wasser 3.0 aus Karlsruhe forscht und agiert in den Bereichen Materialwissenschaften, Wasserwirtschaft und Wassertechnologie, um diese wertvolle Ressource zu erhalten und sie von gesundheits- und umweltschädlichen Stoffen zu befreien. Die promovierte Chemikerin und Geschäftsführerin Dr. Katrin Schuhen erzählt uns im Interview mehr über die Vision und Mission von Wasser 3.0, der Vorgehensweise und was jede*r Einzelne von uns im Kampf gegen Wasserverschmutzung und den erhöhten Wasserverbrauch tun kann.

JOBVERDE: Liebe Dr. Schuhen, wer sind Sie und was ist Ihre Vision?

Dr. Katrin Schuhen: Als Erfinderin, Gründerin und Geschäftsführerin von Wasser 3.0 ist meine Vision und Mission ganz klar Wasser ohne Mikroplastik und Mikroschadstoffe und das: weltweit.

Mögen Sie unserer Leserschaft und uns nochmal in Ihren Worten erklären, welcher Arbeit Sie in Ihrem gemeinnützigen Unternehmen Wasser 3.0 nachgehen?

Schaut man sich die globalen Wasserverschmutzungen mit Mikroplastik und Mikroschadstoffen wie Pharmazeutika, Pestiziden, PFAS oder Schwermetallen an, sieht, wie alte Technologien ihre Limits erreichen, die Wasserqualität immer schlechter wird, dann ist schnell klar, dass wir neue Konzepte und Lösungen brauchen, die einerseits ganz einfach die Wasserqualität wiederherstellen und sicher stellen, so dass Gesundheit und Wohlergehen nicht gefährdet werden und gleichzeitig auch übergeordnet Wasser als Menschenrecht behandeln.

Genau aus diesem Grund arbeiten wir in der Wasser 3.0 gGmbH an Lösungen für die Entfernung von Mikroplastik und Mikroschadstoffen aus allen Arten von Wasser. Dazu gehören auch Detektionsverfahren sowie Wiederverwendungskonzepte. Unsere Expertise ist Grüne Chemie, Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft.

Wir handeln als Sustainability Entrepreneurs, oder auch Nachhaltigkeitsunternehmerinnen. Wir arbeiten 100 % gemeinwohlorientiert (non-profit). Dafür steht das kleine „g“ in unserem Firmennamen.

Bei Wasser 3.0 vereinen sich klare Ausrichtung, Haltung und Werteversprechen – für Umwelt und Gesellschaft.

Dr. Katrin Schuhen

Steht die 3.0 in Ihrem Unternehmensnamen für den Vorgang detect | remove | reuse oder was hat es mit der Zahl auf sich?

Die drei stammt daher, dass wir mit drei chemischen Konzepten arbeiten, um anorganische, organische und Mikroplastik-Verunreinigungen aus Wässern zu entfernen. Das Ziel ist immer null Schadstoffe im Wasser zu erreichen. Und schon sind wir bei Wasser 3.0.

Mittlerweile wäre Ihre Interpretation aber auch durchaus angemessen, denn detect | remove | reuse beschreibt unsere ganzheitliche Strategie im Umgang mit Mikroplastik und Mikroschadstoffen im Wasser. Damit verfolgen wir einen völlig neuen Ansatz gegenüber der Komplexität und Vielfalt der (Ab)Wasser-Behandlung und ermöglichen ein neues Maß an Effizienz und Nachhaltigkeit.

Und was verbirgt sich hinter detect | remove | reuse?

Wasser 3.0 detect ist unser einfaches, schnelles und kostengünstiges Nachweis- und Prozesskontrollverfahren für die Mikroplastikanalyse in Wasser. Es ermöglicht erstmals qualitativ hochwertige (Ab)Wasser-Aufbereitungsprozesse, die flexibel an vorhandene Belastungen anpassbar sind, kontinuierlich überwacht und hinsichtlich Ressourcen- und Eliminationseffizienz optimiert werden.

Wasser 3.0 remove ist unser Entfernungsprozess mit Wasser 3.0 PE-X®. Damit ermöglichen wir das weltweit erste filterfreie Verfahren, das Mikroplastik und/oder Mikroschadstoffe aus Wasser entfernt. Dazu ein paar Fakten: Wir reinigen das verschmutzte Wasser mit unseren ungiftigen Hybridkieselgelen und das in sehr einfachen Verfahren und Anlagen. Durch Umrühren verklumpen die winzigen Partikel zu einem popcornartigen Gebilde, schwimmen auf und können abgeschöpft werden.

Durch diesen Prozess und in Verbindung mit remove schaffen wir reproduzierbare Eliminationsraten von über 95 % in industriellen Prozessen, Kläranlagen, Oberflächengewässern und Meerwasser, unabhängig von Polymertyp, pH-Wert und Schadstoffkonzentration.

Wir betrachten Abfälle und Abwasser als Ressource. Deshalb gehört zu jedem unserer remove-Prozesse ein eigenes Wiederverwendungskonzept. Die entstandenen Agglomerate werden zur Basis für neue Produkte. Aufbereitete Wässer können entweder als Prozesswasser wiederverwendet oder als mikroplastik- und/oder mikroschadstofffreies Abwasser abgeleitet werden.

Sie sind ein Non-Profit Unternehmen, also nicht profitorientiert. Wenn ich fragen darf: Wie finanzieren Sie Ihre Projekte und wie halten Sie sich über Wasser?

Wir handeln unternehmerisch wie andere GmbHs auch – mit dem Unterschied, dass wir 100 % gemeinwohlorientiert tun. Das bedeutet konkret: Alle Gewinne werden zu 100 % in Forschung, Bildung und Aufklärungsarbeiten gesteckt und fließen nicht in beispielsweise externe Investoren-Renditen.

Das entspricht unserem Verständnis von Impact, Social und Sustainability Entrepreneurship und es entspricht unserer Haltung und Einstellung zum Thema Wasser. Wir sehen den Zugang zu sauberem und sicherem Wasser mit oberster Priorität als ein Menschenrecht. Rein kommerzielles, profit-orientiertes Handeln halten wir für die Sicherstellung der wichtigsten Ressource auf diesem Planeten weder für angemessen noch zielführend.

Neben ersten kleinen Forschungsaufträgen agieren wir derzeit vor allem in Spenden-finanzierten Projekten, mit viel Engagement und absoluter Motivation für die Sache.

Der Rückenwind kommt von einzelnen Menschen und Unternehmen, die an uns und unsere Arbeit glauben.

Theoretisch könnte unsere Forschung auch über öffentliche Fördergelder finanziert werden. Hier machen wir aber bisher die – ehrlicherweise ziemlich frustrierende – Erfahrung, dass die Unternehmensform der gGmbH, obwohl sie seit vielen Jahren besteht, von vielen Fördermittelgebern nicht in dem Sinne eingeordnet wird, wie wir sie verstehen und leben. Unternehmerisch zu handeln, dies aber nicht für den eigenen Profit, scheint für viele nicht wirklich nachvollziehbar zu sein.

Um einem weiteren häufigen Missverständnis entgegenzuwirken: Wir arbeiten nicht pro bono, wir beziehen für unsere Arbeit schon angemessene, marktübliche Gehälter. Darüber hinaus aber fließen unsere Gewinne zurück in die gGmbH.

Im Mai 2020, gegen Ende des ersten Lockdowns, haben Sie Ihre gemeinnützige GmbH gegründet. Inwiefern hat der Coronavirus und all die mit ihm einhergehenden Maßnahmen zum Infektionsschutz die Gründung beeinflusst?

Corona hat auch für uns vieles erschwert. Bürokratisch waren die Hürden noch höher als sie auch sonst für Startups in Deutschland sind, weil die Ämter sehr schwer erreichbar waren. Projekte in Kooperation mit anderen Unternehmen und Institutionen gehen erst fast ein Jahr später und demnach sehr verzögert an den Start und Abstimmungen dauern zum Teil sehr lange.

Auch das Wegfallen oder virtuelle Umsetzen von Veranstaltungen, in denen das Netzwerken eine große – wenn nicht gar die entscheidende – Rolle spielen, ist sehr schade, wenn es darum geht, sich als neue ‚Spielerin‘ auf dem Platz zu präsentieren und sichtbar zu werden.

Als Sustainability Entrepreneur sehen wir einerseits mit Sorge, dass die Themen Klimawandel und Umweltzerstörung in der Wahrnehmung und Auseinandersetzung während der Pandemie herunterpriorisiert werden. Andererseits werden beispielsweise mit dem europäischen Green Deal auch deutliche Akzente für eine grünere Gestaltung des „Danachs“ gesetzt – was auch von vielen Menschen klar gefordert wird.

Als Team haben wir auch schon vor Corona remote gearbeitet. Dass dies nun zum anerkannten und gewohnten „Modus operandi“ für viele geworden ist, hat uns durch das Wegfallen von Reisezeiten einiges an zeitlichen Druck genommen und wir konnten de facto mehr Termine wahrnehmen als möglich gewesen wäre, hätte wir jedes Mal physisch anwesend sein müssen.

Was waren bisher (andere) große Herausforderungen, was Ihre größten Erfolge?

Jeder Tag hat seine Hürden, jeder Tag ist anders. Als Frau in einem männerdominierten Bereich, dazu eine ganz andere Ansicht vertretend als etablierte Akteur*innen des Wassersektors und als gemeinnütziges Unternehmen im Technologiebereich – spannend ist es jeden Tag aufs Neue.

Wir meistern die Hürden, indem wir uns immer an unserer Vision ausrichten und Schritt für Schritt weitergehen, denn „ein Weg entsteht, wenn man ihn geht“.

Es ist natürlich schön, dass sich unsere Forschungserfolge für Wasser ohne Mikroplastik und Mikroschadstoffe auch in unterschiedlichen Auszeichnungen und Preisen wiederfinden.

Besonders freut uns die Zertifizierung mit dem Solar Impulse Efficiency Label für unser Verfahren Wasser 3.0 PE-X®, das bestätigt, dass wir sowohl ökologisch als auch ökonomisch höchsten Anforderungen erfüllen.

Gerade auch Publikationen in wissenschaftlich anerkannten Fachzeitschriften bestärken uns in unserem Vorgehen, Prozesse bottom-up, faktenbasiert und wissenschaftlich-fundiert aufzusetzen.

Dr. Katrin Schuhen

Wie nehmen Sie als Geschäftsführerin und promovierte Chemikerin die Rolle der Frau in der Wissenschaft wahr? Vielleicht mögen Sie ein paar Worte an unsere Leserinnen richten.

Das Thema Frauen in der Wissenschaft ist ein Thema, das mich seit dem ersten Tag meines Chemie-Studiums begleitet. Ich bin es gewohnt, es mit vielen Männern zu tun zu haben. Auch in meinen Jobs in der Polymerindustrie, während meiner Juniorprofessur für Organische und Ökologische Chemie und jetzt als Geschäftsführerin eines gemeinnützigen GreenTech Unternehmens. Für mich spielt aber nicht das Geschlecht meines Gegenübers eine Rolle, sondern seine*ihre Kompetenz und ein grundsätzliches Fairplay auf Augenhöhe.

Meine Einschätzung ist, dass Frauen dann als Frauen „ein Thema“ sind, wenn sie sichtbar werden und obendrein erfolgreich. Solange Frauen herkömmlichen Rollenbildern folgen, lässt „Mann“ sie machen.

Ich persönlich erfahre viel Gegenwind seitdem ich Strukturen laut und deutlich hinterfrage und neue Prozesse anstoßen möchte. Die Frage ist nur, hängt das mit meinen Fragen und „anderen“ Forschungsansätzen zusammen oder mit der Tatsache, dass ich eine Frau bin.

Unabhängig davon wünsche ich mir, dass wir Frauen stärker in Netzwerken zusammenkommen, uns gemeinsam als starke Kraft repräsentieren und aktiv die soziale und ökologische Transformation gestalten. Denn mal ehrlich, den Zustand, in dem sich unsere Welt momentan befindet, haben wir erreicht, während hauptsächlich Männer das Sagen hatten.

Wie kann unsere Leserschaft Ihre Arbeit unterstützen? Haben Sie derzeit offene Stellenangebote oder zu vergebene Praktika?

Derzeit ist es so, dass wir dringend eine solide Grundfinanzierung brauchen. Ohne diese geht es nur sehr langsam voran. Sobald dieser Rahmen steht, entsteht unmittelbar mehr Handlungsspielraum und damit Platz für neue Projekte und viele Jobs. Aber wie immer steht und fällt es mit der Finanzierung.

Daher nutze ich die Gelegenheit an dieser Stelle jetzt einfach für einen direkten Appell: Wenn Sie eine:n Impact-Investor:in kennen oder selbst ein:r sind, nehmen Sie Kontakt mit uns auf! Sprechen Sie über uns und mobilisieren Sie die Menschen in Ihrem Umfeld. Jeder Euro fließt in Wasser ohne Mikroplastik und Mikroschadstoffe.

Gibt es noch etwas, das Sie uns gerne mitteilen möchten und durch die bisherigen Fragen nicht abgedeckt worden ist?

Ich denke, es ist unfassbar wichtig, dass wir unsere Produktions- und Konsumlogik dahingehend ändern, Menschen, Tiere und natürliche Ressourcen respektvoll und wertschätzend zu behandeln. Denn hier liegen die wahren Werte einer lebenswerten Zukunft. 

Fakt ist: Wasser ist im Begriff zur ernsthaftesten Ressourcenbeschränkung des 21. Jahrhunderts zu werden – ein "neues Öl", das für Generationen Chancen und Konflikte definieren wird. Es sollte jedem Menschen klar werden, dass die zunehmenden Mengen verschiedener Schadstoffe in unseren Gewässern – im Makro-, Mikro- und Nanobereich – ein großes Risiko für das Klima, die Biodiversität und die menschliche Gesundheit darstellen.

Genau deshalb müssen wir die bereits bestehenden Initiativen zum CO2-Fußabdruck und zu erneuerbaren Energien dringend durch mehr Initiativen für weniger Wasserverbrauch und -verschmutzung ergänzen. Und zwar besser sofort als morgen!

 

Das sind motivierende Abschlussworte. Vielen herzlichen Dank für das Interview, liebe Dr. Katrin Schuhen!

Dir schwebt nun auch noch eine Frage im Kopf herum, die du gerne an Dr. Katrin Schuhen und Wasser 3.0 stellen möchtest?

Dann schreib sie in die Kommentare. Wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

 

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Noch mehr über Jobs im Bereich Erneuerbare Energien, darunter auch in der Wasserkraft, findest du in diesem Beitrag.

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