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Stressprävention am Arbeitsplatz – Was Arbeitgeber*innen tun können

Arbeitsausfälle steigen und die Produktivität sinkt. Was Unternehmen zukünftig gegen Stress am Arbeitsplatz tun müssen und worauf es ankommt, erfährst du hier.

Arbeitsausfälle steigen und die Produktivität sinkt. Was Unternehmen zukünftig gegen Stress am Arbeitsplatz tun müssen und worauf es ankommt, erfährst du hier.

23.09.2022 | Ein Beitrag von Constanze Julita | Bild: ESB Professional, Shutterstock

Heutzutage ist es sicher nicht übertrieben zu sagen, dass Stress die Menschen von allen Seiten angreift. Die strukturelle Veränderung der modernen Arbeitswelt, geprägt durch Arbeitsverdichtung und enge Zeitvorgaben, stellt für das Personal eine zunehmende Druck- und Stressbelastung dar – mit Auswirkungen. Die DAK-Gesundheit hat im Jahr 2021 einen neuen Höchststand von Arbeitsausfällen aufgrund von psychischen Erkrankungen ermittelt. Dabei wurden die Daten von 2,4 Millionen DAK-versicherten Erwerbstätigen einbezogen. Mit 276 Fehltagen je 100 Versicherte lag die Abwesenheit um 41 Prozent höher als noch vor zehn Jahren. 

Für Unternehmen stellen diese Arbeitsausfälle einen erhöhten Kostenfaktor und eine verminderte Leistungsfähigkeit dar. Was also müssen Arbeitgeber*innen zukünftig tun, um eine erfolgreiche Stressprävention am Arbeitsplatz zu ermöglichen und die Mitarbeiterzufriedenheit langfristig zu steigern?

Ja zu Stressprävention

Führungskräfte tragen nicht nur die Verantwortung für ihre Mitarbeiter*innen, sondern auch für den ökonomischen Erfolg des Unternehmens. Somit kann Stress sowohl das gesundheitliche Wohlbefinden der Beschäftigten negativ beeinflussen als auch zu einem erheblichen Kostenfaktor, aufgrund von Fehltagen oder spürbarem Produktivitätsnachlass, für das Unternehmen werden. Daher ist zu empfehlen, dass sich Führungskräfte präventiv mit dem Thema Stress auseinandersetzen und früh genug Maßnahmen einleiten, die zur Stressvorbeugung bei Arbeitnehmer*innen eingesetzt werden können. Allerdings haben vor allem kleine und mittelständische Unternehmen Nachholbedarf, wenn es um Stress- und Burn-Out-Prävention am Arbeitsplatz geht. Mit Hilfe von Seminaren und Schulungen können Führungskräfte unterstützt werden, sich selbst und ihre Beschäftigten vor dauerhafter Überbelastung zu schützen. Zunächst sollte eine Sensibilität für den Konflikt zwischen eigenem Leistungsdruck, stressbelasteten Mitarbeiter*innen und den Unternehmenszielen geschaffen werden. Außerdem sollten geeignete Methoden zur Stressbewältigung vermittelt werden, damit die Grundlage für eine achtsame Führung gebildet werden kann. Unternehmen haben die Verantwortung, aktiv Stressprävention einzuführen, um ein angenehmes Arbeitsklima zu gestalten.

Typische Anzeichen für gestresste Mitarbeiter*innen

Um als Arbeitgeber*in frühzeitig auf gestresstes Personal reagieren zu können, muss die Situation anfangs richtig erkannt werden. Doch woran lässt sich festmachen, ob ein*e Mitarbeiter*in kurz vor einer stressbedingten Erkrankung steht oder schlimmstenfalls unter einem Burn-Out leidet? Anhand folgender Faktoren lässt sich ableiten, dass eine Neustrukturierung zur Reduzierung des Stresslevels im Unternehmen erforderlich ist:

  • Überstunden zur Bewältigung des Arbeitspensums
  • Häufige Krankmeldungen der Mitarbeiter*innen
  • Wiederholte Nichteinhaltung von Projektzielen und Deadlines
  • Fehlende Motivation und Unzufriedenheit des Personals
  • Vermehrte Teamkonflikte aufgrund von Anspannungen


Stressbedingt verschlechtert sich das Immunsystem und die Anfälligkeit für Krankheiten steigt (Bild: Shutterstock). 

Neben diesen Symptomen können auch negative Gefühle wie Wut, Gereiztheit, Angst oder Unsicherheit aufkommen. Die spürbar verminderte Reizschwelle von Mitarbeiter*innen äußert sich nicht selten in chronischer Erschöpfung, Konzentrationsstörungen und Schwierigkeiten bei der Problembewältigung. Allerdings ist auch wichtig zu beachten, dass sich Stress individuell auf eine Person auswirkt. Die genannten Schwierigkeiten treten jedoch öfter auf, sofern Stress zu einem Dauerzustand geworden ist. Sollten diese Auffälligkeiten bei einem oder mehreren Mitarbeiter*innen auftreten, gilt es klare Maßnahmen zu ergreifen.

Was sind die größten Stressfaktoren am Arbeitsplatz?

Grundsätzlich kann Stress im Berufsleben aus vielen verschiedenen Ursachen entstehen, die noch dazu von Person zu Person unterschiedlich sind. Zu den wichtigsten und häufigsten Faktoren gehören zunächst der hohe Termin- und Leistungsdruck, bei der ein hohes Maß an Flexibilität und Eigenverantwortung gefordert ist.

Darüber hinaus stellt die Überflutung mit Informationen und E-Mails, ausgelöst durch die ständige Erreichbarkeit, einen großen Stressfaktor dar. Diese Ursache wurde im Rahmen einer Untersuchung der Techniker Krankenkasse, bei der 1.000 Menschen ab 18 Jahren zu ihrem Stressempfinden befragt wurden, erfasst. Das Ergebnis zeigt: 25 Prozent der Befragten sind durch die ständige Erreichbarkeit gestresst.

Mangelnde Anerkennung und ausbleibendes positives Feedback sorgen meistens für eine schlechte Arbeitsatmosphäre. Wer also seine Mitarbeiter*innen dauerhaft im Unternehmen behalten möchte, sollte regelmäßig Lob verteilen. Lediglich der respektvolle und faire Umgang mit den Beschäftigten ist eine wesentliche Form der Anerkennung und sollte eine Grundvoraussetzung sein. Beschäftigte, denen Wertschätzung entgegengebracht wird, zeigen eine höhere Einsatzbereitschaft und sind weniger anfällig für Stress.

Ein weiterer Auslöser von Stress kann das Überangebot an wiederkehrenden Routineaufgaben sein. Die mentale Unterforderung führt zu Langeweile bei der Arbeit. Für manche Menschen mag das nach Erholung klingen, kann aber vergleichbar wie beim Burn-Out-Syndrom krank machen – Expert*innen reden dann vom „Bore-Out-Syndrom“. 


Die permanente Erreichbarkeit und Überflutung mit E-Mails stellt ein zusätzlichen Stressfaktor am Arbeitsplatz dar (Bild: Unsplash). 

Wie Führungskräfte gegen Stress am Arbeitsplatz vorgehen können

1. Arbeitsabläufe verbessern

Ist Zeitdruck im Unternehmen ein Normalzustand? Sind Aufgaben entweder sehr komplex oder extrem einseitig? Dann sollte bei der Projekt- und Schichtplanung sowie der Aufgabenverteilung eine realistische Zielsetzung aufgestellt werden, bei der die Einhaltung von Deadlines kein Problem darstellt. Stress, der durch einseitige Aufgaben verursacht wird, kann mittels Job-Rotation reduziert werden. Mitarbeiter*innen, die sehr komplexe oder viele Aufgaben erledigen müssen, erhalten Unterstützung, wenn von den Vorgesetzten Hilfe bei der Prioritätensetzung geleistet wird. Zusätzlich können Arbeitsabläufe durch die Vermeidung von Personalengpässen verbessert werden, indem die Einstellung der Arbeitnehmer*innen geeignet ihrer Fähigkeiten erfolgt und so entlastende Zeitpuffer entstehen. Durch die effiziente Verteilung von unterschiedlichen Themen- und Verantwortungsbereichen, kann der täglichen Flut an E-Mails entgegengewirkt werden.

2. Angenehme Arbeitsatmosphäre

Am besten können Mitarbeiter*innen ihrer Arbeit nachgehen, wenn eine Wohlfühlumgebung vorhanden ist. Die Grundlage dafür schafft unter anderem die Verfügbarkeit von ergonomischen Büromöbeln und ansprechender Dekoration. Gleichzeitig sind ein sauberes Umfeld und eine angenehme Raumtemperatur erforderlich. Eine einwandfrei funktionierende Technik, mit der die Beschäftigten problemlos arbeiten können, ist ebenso eine wichtige Voraussetzung, um ein angenehmes Arbeitsklima zu schaffen und Stress zu vermeiden.


Eine Wohlfühlatmosphäre am Arbeitsplatz steigert die Leistung und vermindert den Stress (Bild: Unsplash). 

3. Offene Kommunikation und Anerkennung

Ein gesundes Stressmanagement benötigt eine gute interne Kommunikation zwischen den Führungskräften und den Beschäftigten. Besonders in Zeiten der Veränderung ist ein offener Austausch, geprägt von Ehrlichkeit und Transparenz, notwendig, um eine Vertrauensbasis aufzubauen. Mögliche Probleme werden früher von Mitarbeiter*innen angesprochen, sofern diese genug Vertrauen in ihre Vorgesetzten haben. Dadurch kann schneller eine entsprechende Lösung gefunden werden und der Arbeitsablauf wird nicht gestört.  Zu einer gesunden Arbeitsbeziehung gehört auch, dass Arbeitgeber*innen eigenständig auf die jeweiligen Angestellten zugehen, Fragen stellen, zuhören und auch Hilfe anbieten. Manche Unternehmen, insbesondere Start-Ups, bauen sogar einen sogenannten „Feel-Good-Bereich“ auf, der sich um das Wohlergehen der Mitarbeiter*innen kümmert und eine Anlaufstelle für jede soziale Form von innerbetrieblichen Problematiken ist.

Das Zeigen von Lob und Anerkennung für die geleistete Arbeit stellt eine weitere Art der Stressprävention dar. Das kann in Form von lobenden Worten, einer kleinen Provision oder mehr Verantwortung erfolgen. Da auf viele Arbeitnehmer*innen ausbleibendes Feedback sehr frustrierend wirkt, sollten Führungskräfte nicht zögern, Wertschätzung zu vermitteln.

4. Selbstbestimmtes Arbeiten

Zwar profitieren Abteilungen von gut überlegten Plänen und transparenten Projektabläufen, allerdings kann es Arbeitnehmer*innen stark in ihrem Denkvermögen und ihrer Kreativität einschränken. Dabei führt die Einhaltung von exakten zeitlichen Abläufen zur Reduzierung der Eigenständigkeit und zur Stresserhöhung. Dementgegen werden die Leistung und Produktivität gefördert, wenn das Personal die Möglichkeit hat, sich Aufgaben selbst einzuteilen und eine gewisse Freiheit bei der Umsetzung erhält. Dazu gehört nicht nur das selbstständige Priorisieren von Aufgaben, sondern auch Modelle wie Gleitzeit, Homeoffice und Sabbaticals zur Flexibilisierung der Arbeitszeit einzuführen. Positiver Effekt: Mitarbeiter*innen fühlen sich stärker selbstbestimmt und damit weniger gestresst.

Darauf kommt es an

Um eine dauerhafte Stressbelastung bei den Mitarbeiter*innen zu vermeiden und ein attraktives Arbeitsumfeld zu schaffen, ist es im ersten Schritt wichtig, Stressprävention in das Unternehmensleitbild aufzunehmen. Das frühzeitige Erkennen von Stressanzeichen hilft, den verschiedenen Stressfaktoren durch unterschiedliche Maßnahmen entgegenzuwirken. Dabei ist besonders die Optimierung der Arbeitsabläufe und das Schaffen einer angenehmen Arbeitsatmosphäre wichtig. Nicht zu vergessen ist auch, eine offene Kommunikation als Führungskraft vorzuleben sowie Lob auszusprechen und selbstbestimmtes Arbeiten für das Personal zu ermöglichen. 

 

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 Stress im Berufsleben

7 Tipps, wie du Arbeitsstress abbauen kannst

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